2011 Cessnaflug über den Rhein

Mutter geht in die Luft

Himmlische Rapsologie (23. April 2011)

Seit meiner ersten Reha im Mai 1989 in Schlangenbad (Kurantritt am 25. April), wo ich mit meinen Malutensilien durch die Umgebung streifte, haben mich die blühenden Rapsfelder fasziniert. Und so war mir von vornherein ziemlich klar, dass ich den Weihnachtsgutschein von Elke und Thomas für einen halbstündigen Rundflug über den Rheingau mit dem Wiesbadener Flugdienst in dieser schönen Frühlingszeit ein­lösen würde.

Eigentlich hatte ich den Gründonnerstag im Kopf als ich einen Termin vereinbaren wollte. Da man mir aber sofort den Ostersamstag um 14 Uhr anbot, war mir auch das recht. Auf die Frage, ob ich allein oder zu zweit käme wurde mir dann vorgeschlagen, um 15 Uhr zu fliegen und ohne Mehrkosten eine Stunde lang in den Genuss dieses Vergnügens zu kommen, da bei diesem Flug noch ein Platz frei wäre – hinten, wo man gut fotografieren könne, sagte mir der freundliche Mensch am Telefon. Bei ei­nem solchen Angebot schlägt das Herz vor Freude schon ein bisschen schneller. – Ich bin doch ein echter Glückspilz.

Und der positive Beginn setzte sich noch fort, da Thomas und Elke mich zum Flug­platz bringen wollten. Ich habe Thomas erklärt, dass ich an einem Ostersamstag nachmittags geboren bin und dann im allerschlimmsten Falle auch an einem Oster­samstag enden würde, natürlich mit Turnschuhen!! Die habe ich dann auch wirk­lich angezogen – gaudihalber. Aber Thomas wollte nicht deshalb dabei sein, sondern meinte nur, einer VUP (very unimportant person) würde eine gebührende Begleitung zustehen.

So, und nun sind wir endlich am rotweißen Rolltor, Flugsteig C, natürlich wie sich das gehört, zu früh. Der erste Pilot, der auf uns zukam, wollte mich nicht. Zum Glück, denn der nächste war sehr viel hübscher mit einem blütenweißen Hemd (ohne Un­terhemd)! Der zweite Passagier ließ allerdings auf sich warten, was in Elkes Hinter­kopf schon die Möglichkeit eines eventuellen Einspringens aufblitzen ließ. Pech für sie – der Herr kam dann doch und zwar aus Bingen und hatte sich zweimal verfah­ren. Es gibt also noch mehr so Helden wie mich. Nachdem er eine volle Stunde be­zahlt hatte, durfte er die Route wählen und entschied sich glücklicherweise für Kob­lenz und nicht Richtung Frankfurt. Somit hatten wir den schönsten Teil des Rheins vor uns.

In der Zwischenzeit hatte Thomas schon ein Foto vom Piloten und mir vor dem Flie­gerchen gemacht und ihm ein kleines Navi (GPS-Logger) in die Brusttasche gesteckt. Wahrschein­lich wollte er nur genau wissen, wo im Falle des Falles ich abgestürzt sei bzw. abge­stürzt worden sei. (Dass in meiner Kamera ein falsches Datum gespeichert war, hat er erst später festgestellt. Ich habe es aber inzwischen geändert, denn ganz so blöd bin ich ja auch nicht.)

Einsteigen! Das einzige Problem bei der ganzen Geschichte war das Reinkommen in diese Kiste. Der Höhenunterschied ist für ein so altes Skelett doch mühsam, musste ich leider feststellen. Aber wer lässt sich von so etwa schon unterkriegen. Anschnal­len und bullige Kopfhörer aufsetzen wegen des Krachs. Ich habe es nach dem Start kurz ohne versucht, aber schnell wieder gelassen. Die angebrachte Sprechfunktion erwies sich allerdings sehr schnell als überflüssig, da der Pilot wenig oder vielleicht auch gar keine Ahnung hatte, worüber er flog. Nicht einmal den Steinbruch bei Trechtlings­hausen hat er gekannt. Und Koblenz wahrscheinlich nur, weil da ein paar Brücken und das Deutsche Eck zu sehen waren.

Also habe ich mich einfach nur aufs Fotografieren konzentriert und war mir sicher, dass bei all diesen Blindaufnahmen nicht viel herauskommen würde. Dazu kam der Wackeleffekt bzw. das Durchsacken der Maschine immer dann, wenn ich etwas im Visier hatte. Aber was solls – man kann ja alles herauslöschen. Zu schade nur, dass es so diesig war. Ein bisschen mehr Tiefe in der Ferne wäre schon schön gewesen. Aber man kann ja schließlich nicht alles haben. Eng war es auch, so dass ich beim Hin- und herjonglieren mit der Kamera manchmal Angst hatte, ich würde mich ir­gendwie verdrehen und dann einen Krampf bekommen. Aber auch das ging gut. Damit das klar ist: in einem Mercedes ist mehr Platz als in so einem Flugzeug hinten.

Aber es war herrlich. Meine Rapsfelder noch in voller Blüte, was bei diesem Wetter eine Woche später sicherlich nicht mehr so toll gewesen wäre. Der Rhein mit seinem Niedrigwasser, so dass man manchmal den Eindruck hatte, man könnte fast durch­spazieren, die Taunuswälder in der malerischen farblichen Abstufung des Mischwal­des, die Burgen, die ich leider nicht so gut erwischen konnte, da sie oft in einem nicht fotografierbaren Winkel waren und immer wieder Rhein und seine vielen Windungen und Schleifen. Einfach schön. Und dann tauchten plötzlich Brücken auf, was nur Koblenz sein konnte. Ich wollte natürlich von der Buga etwas sehen, was leider nicht gelang. Die blühenden Felder und Beete sieht man wahrscheinlich nur, wenn man direkt durchläuft oder davor steht. Auch die Seilbahn konnte ich nicht ausmachen. Dazu sind meine Augen inzwischen zu schlecht. Aber die Kamera hat es geschafft, wie sich später herausstellte. Das Deutsche Eck und Burg Ehrenbreitstein sind schon beeindruckend und kann man aus dieser Perspektive vielleicht nur im Fernsehen so sehen. Übrigens fällt mir da gerade auf, dass so ein Flug etwas mit Fernsehen zu tun hat. Nur viel schöner, weil es ein direktes Erlebnis ist.

Beim Rückflug hab ich natürlich manches noch besser wahrgenommen, da ich da­rauf vorbereitet war. Besonders gefreut habe ich mich über die Ingelheimer Burgkir­che, die deutlich zu erkennen war. Auch das Zuhause von Andrea und Richard konnte ich einigermaßen ausmachen. Jedenfalls habe ich mir das eingebildet. Und plötzlich waren wir auf Landeanflug und mir wurde klar, dass an dem Sprichwort „die Zeit verging wie im Flug“ wirklich etwas dran ist. Manchmal sind 60 Minuten lange, aber hier waren sie sehr sehr kurz.

Wenn man bedenkt, dass ich 1953 mit einem alten klapprigen Fahrrad mit einem Freund an einem Sonntag Richtung Koblenz unterwegs war, ihn dann 20 km vor Koblenz von der Rückfahrt abhielt, weil ich unbedingt nach Koblenz, über die Brücke und auf der anderen Seite zurückfahren wollte (eine ganze Woche lang hatte ich an­schließend Probleme beim Sitzen) einen ganzen Tag gebraucht habe, dann ist so ein Stündchen Flug direkt eine Sensation. Das Aussteigen war wieder genauso elegant wie das Einsteigen. Aber schließlich kann man ja nicht ein Bein im Flieger lassen. Glücklicherweise habe ich gerade noch an das Navi-Gerät gedacht und es dem Piloten aus der Brusttasche gezogen. Mein Begleitservice war natürlich auch schon da und gespannt auf die Blindaufnah­men, die ich da geschossen hatte. Natürlich mussten sie sofort in den PC. Am meisten hab wohl ich über das Ergebnis gestaunt. Und endlich habe ich so viel Rapsbilder wie ich mir immer gewünscht habe. Bei dieser Gelegenheit ein spezieller Dank meinem fünfblättrigen Kleeblatt für diese Kamera, die ihr mir vor 5 Jahren zum Geburtstag geschenkt habt und die schon vie­les erlebt und überlebt hat, selbst den Sturz in den Schlamm am Blauen Nil in Äthio­pien, und die mich immer wieder in Erstaunen versetzt, weil sie Bilder macht, die ich zwar sehe, aber blind auf den Auslöser drücke. Mit der aus dem Sturz resultierenden Macke kann ich inzwischen gut umgehen. Elke und Thomas nochmals ganz herzlichen Dank für dieses Erlebnis und auch für das abschließende köstliche Essen, auch wenn ich dabei für 8 € Fleisch verzehrt habe!!


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