Karfreitag, 6. April

Detail am Tor der Nationen Andreas Geburtstag, wo ich natürlich einige Gedenkminuten einlege und abends eine ganze Flasche Wasser auf ihr Wohl trinke.

8 Uhr Abfahrt nach Persepolis. Bei unserer Ankunft sind wenige Leute da. Diese ehemalige Residenz der Achämenidenkönige ist kaum zu beschreiben. Allein die Palastterrasse ist 125000 qm groß und zu meiner großen Freude mit extrem niedrig angelegten Stufen zu erreichen. Dann weiß man nicht, wo man zuerst schauen soll. Aber Kasim führt. Am meisten beeindruckt haben mich jedoch das Tor aller Völker und die Reliefs mit den Delegationen der Völkerschaften, von denen ich teilweise noch nie etwas gehört habe, an der östlichen Apadana-Treppe. Sie bringen die unterschiedlichsten Geschenke mit, doch vergeblich suche ich einen Elefanten. Was Darius gebaut und später sein Sohn Xerxes vollendet hat, ist wirklich unglaublich. Letztendlich hat Alexander es zerstört. Reliefdetail Ob absichtlich oder aus Versehen, ist bis heute nicht geklärt. Der Legende nach gab es eine trinkfeste Truppe, die sich wöchentlich traf und an einem Abend jeweils pro Kopf 5 l Wein trank. Dabei sagt man, kann es geschehen sein. Womit bewiesen wäre, dass Komasaufen keine Erfindung unserer Zeit ist und schlimme Folgen haben kann. Nach einem Rundgang mit Erläuterungen ist Zeit zum Fotografieren. Dies ist das einzig Negative, das man unserem Reiseführer anlasten kann: fotografieren muss man sofort, wenn man es für richtig hält und nicht bei einem späteren Rundgang. Aber es ist auch nicht zu fotografieren: die unsterbliche Garde, die stets aus 10.000 Mann bestehen musste, der 100 Säulensaal und die Wohnpaläste der Herrscher. Im Andenkenshop gibt es endlich Ansichtskarten, wenn auch keine Briefmarken. Die bekommen wir erst in Isfahan. Man reißt sich sehr schwer los von Persepolis, aber es geht weiter.

Säulen in Persepolis

Säulen in Persepolis Relief der Priester
Reliefdetail Reliefdetail Reliefdetail

Achämeniden-Nekropole Naqsh-e Rostam Ali hat Tee gemacht, bevor es zur Achämeniden-Nekropole Naqsh-e Rostam geht. Von weitem sehe ich schon, dass das mit den Fotos nicht so geht wie ich möchte. Entweder habe ich den Hügel davor oder eine Menge Autos. Da ich nicht die Absicht habe, das für Touristen bereit stehende Kamel zu besteigen (wohl gemerkt mit einer Leiter, was ich noch nirgends gesehen habe) muss es eben anders gehen. Die Reliefs bringe ich sowie wieder durcheinander, wenn ich auch inzwischen die Investitur des Königs erkenne, wenn Ahura Mazda dem König den Ring der Macht überreicht. Aber die Gräber habe ich wenigstens behalten. Das ganz rechts ist das von Xerxes, von den drei nach Süden ausgerichteten ist von rechts nach links Darius I., Artaxerxes I. und Darius II. Ganz links sind die Reste vom Grab eines elamischen Herrschers, also ca. 5000 Jahre alt.

Achämeniden-Nekropole Naqsh-e  Rostam

Nach der Rückkehr von so viel Geschichte gibt es heute das Abendessen im Hotel und ich will versuchen, einiges davon mal aufzuschreiben. Als erstes beginne ich mit Graupensuppe und bin ganz traurig, wenn es mal keine gibt. Dann gibt es Rohkost vom Feinsten, entweder Selbstbedienung am Büfett oder bereits auf einem Teller dekoriert. Dazu köstliche Soßen. Dann gibt es Reis, meist mit Safran und dazu entweder Fleischspieße oder verschiedene Fleischstücke in z.B. Granatapfelsoße, überbackene Tomaten und Auberginen. Auch Fisch ist auf der Speisekarte, habe ich aber nie gegessen, schließlich waren wir ja nicht am Meer. Einmal wollte Kasim uns Europäern etwas Gutes tun und hat Kartoffeln bestellt. Sie blieben prompt liegen und ich habe prophezeit, dass wir sie zum Frühstück wieder bekämen. Dem war auch so. Aber unsere Reisegruppe wollte nicht deutsch essen. Auf den Nachtisch habe ich grundsätzlich verzichtet: Götterspeise in rot und grün, manchmal auch Schocko- und Vanillepudding.



7. April Königswetter für Kyros

Mausoleum von Kyros dem Großen Wir verlassen das uns schon ans Herz gewachsene Shiraz um 8 Uhr in Richtung Pasargadae, wo uns das Mausoleum von Kyros dem Großen erwartet. Außer uns ist niemand da, wie schön. Das 11 m hohe Grabmonument besticht durch seine Schlichtheit. Im Innern soll eine Inschrift angebracht sein:

"Mensch, wer du auch sein und woher du kommen magst - denn dass du kommen wirst weiß ich - ich bin Kyros, der den Persern die Herrschaft erworben hat. Missgönnt mir nicht die wenige Erde, die meinen Leichnam deckt".

Finde ich beeindruckend.

Kasims Frau, die seit Teheran dabei ist, macht ein Gruppenfoto, bevor sie uns wieder verlässt, um ihren Deutschkurs in Teheran nicht zu verpassen.

Vor der langen Weiterfahrt hat Ali wieder an Tee gedacht. Und Peter Becker liest aus dem Buch Esra, wo Kyros die Israeliten aus der Babylonischen Gefangenschaft befreit und sie nach Jerusalem zurückschickt. Dort sollen sie ihren Tempel wieder aufbauen. Alles nachzulesen unter Kyros-Zylinder im Internet. Wird oft auch als erste Menschanrechtscharta bezeichnet. Wir haben noch eine lange Fahrt vor uns, aber im Bus wird es nie langweilig. Peter und Kasim haben immer etwas Interessantes zu berichten.

4000 Jahre alte Zypresse von Abarqu Zum Beispiel was die schwarzen Fahnen bedeuten, die überall hängen. Sie erinnern an den Todestag von Fatima. Da sich Schiiten und Sunniten nicht einig sind, wann der genaue Todestag ist, hat man beschlossen, die Fahnen eine ganze Woche lang hängen zu lassen. Warum klappt so etwas nicht auch bei anderen Meinungsverschiedenheiten. Oder was es mit den Käfigen auf sich hat, die man auf Friedhöfen sieht. Kasim berichtet, dass man diese für nicht verheiratete junge Männer anbringe und am Todestag auch schmücke als Ersatz für die nicht erlebte Hochzeitsnacht, wo auch ein Raum besonders schön geschmückt wird. Irgendwann fahren wir auch die endlos lange Straße der Helden entlang. Alle paar Meter ist ein Foto eines im iranisch-irakischen Krieg gefallenen Iraners in Plakatformat angebracht. Eindrucksvoll und traurig. Lehmbauten in Abarkuh Inzwischen kommen wir nach Abarkuh, was früher ein unmöglicher Ort gewesen sein muss. Wenn man bei uns sagte, der käme aus der Walachei, so sagte man das im Iran von Abarkuh, einem staubigen heißen Ort mitten in der Wüste. Doch heute hat man dort sogar eine Moschee gebaut und die Stadt bewässert. Besondere Sehenswürdigkeit dieser Stadt ist eine 4000 Jahre alte Zypresse, wenn sie auch kaum zu fotografieren ist. Dabei fällt mir ein, dass in Persepolis bei allen Reliefs zwischendurch immer wieder dieser stilisierte Baum auftaucht, was uns Kasim als Tannenbaum verkaufen wollte. Wenn es nach ihm geht, manchmal allerdings mit einem Augenzwinkern, stammt sowieso alles von den Persern ab. Die Bauweise dort erinnert mich an die Pueblos in New Mexico: Lehmbauten.

Blick auf die Wüstenlandschaft

Windturm auf dem Dach des Hotels In der Wüstenstadt Yazd angekommen stellen wir schnell fest, dass vieles unterirdisch angelegt ist. Durch ein flächendeckendes Kanalsystem wird sowohl das Trinkwasser als auch das zur Bewässerung der Felder und Obstplantagen notwendige Nass über 60 km lange Quanate aus dem Gebirge geleitet. Unser Hotel, das wir nur zu Fuß erreichen - die Koffer werden irgendwie hingebracht - ist ein Museumshotel oder Hotelmuseum und liegt buchstäblich unter der Erde. Es geht steile Treppen hinab in den sogenannten Garten, der von einer bunten Plane abgedeckt ist. Dort findet das Leben statt unter dem Geplapper von 2 Papageien. Man frühstückt dort, isst zu Abend, trinkt Tee usw. Im Hotel Von hier aus gehen etliche Gänge ab, z.B. zu den Zimmern. Um mein Zimmer zu erreichen, muss man erst wieder ein paar Treppen hinauf und quer durch einen größeren Raum, wo Leute Wasserpfeifen rauchen, dann weiter um 2 Ecken. Man muss schon klar im Kopf sein, um sein Zimmer zu finden, das natürlich keinen Spalt Tageslicht hat. Wenn ich mich aufs Bett lege, sehe ich weit oben ein rundes Loch mit bunten Scheiben. Zum Bad, das sehr in Ordnung ist, geht es über eine Stolperschwelle nochmals eine Stufe nach unten. Das heißt, alles klar einprägen, damit man nachts nicht stolpert. Aber zuerst wird das Hotel besichtigt. Nach oben kommt man auf das Dach, wo die Windtürme fast zum Greifen sind. Natürlich gibt es bei den Treppen keine Geländer! Das System der Windtürme wird dann noch genauer unter der Erde erklärt, wo man die Kühlung des Wassers förmlich spüren kann. Ist schon ein faszinierendes System: Quanate-Zisternen-Windtürme. Ganz unter der Erde übernachten natürlich die prominentesten Gäste. Auf dem Weg zum Abendessen, das irgendwo in dieser interessanten Stadt aufgetischt ist, besuchen wir noch das Alexander-Gefängnis (auf dem dusteren Heimweg sind diese lesbaren Schilder eine gute Hilfe) und daneben eine alte Moschee, wo aber das Licht ausgefallen ist. Ich schlafe ohne Fenster erstaunlich gut.


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