8. April: Ostersonntag

Nakhl Wir erfahren, dass es in Deutschland 3 Grad hat, was allerdings nicht zur Kühlung in der Wüste beiträgt. Wir müssen wieder zu Fuß los, der Bus wartet auf dem Platz mit dem großen Nakhl. Dieses seltsame Gebilde ist uns schon in verschiedenen Größen aufgefallen. Für mich sind das "Büßgeräte", die an bestimmten Tagen geschmückt und von vielen Männern durch die Straßen getragen werden. Etliche sind so schwer, dass manchmal nur ein paar Schritte damit möglich sind.

Doch nun geht es zu den Türmen des Schweigens, einem Mittelpunkt der zoroastrischen Religion. Zarathustra hat mich schon immer fasziniert, doch hier bin ich erst richtig in seine Lehre eingedrungen und frage mich wiederholt, warum man es nicht bei diesem Glauben belassen hat. Sein Gott Ahura Mazda hat mich bereits nachts im Traum verfolgt.

Die zoroastrischen Bestattungstürme dürfen seit 1970 aus hygienischen Gründen nicht mehr benutzt werden, ebenso die Gebäude zu ihren Füßen, wo man die Leichen erst hergerichtet hat, bevor sie auf der Plattform der Türme ausgelegt wurden, damit die Geier das Fleisch von den Knochen nagen konnten. Später wurden die sauberen Knochen mit Wachs behandelt und beigesetzt. Somit wurde die Erde nicht verunreinigt. Anschließend geht es zum Feuertempel, der der Yazd-Gemeinde von den Zoroastrieren in Bombay gestiftet wurde und wo auf einem Altar das Ewige Feuer brennt. Der Bummel durch die Stadt besticht durch seine Prachtstraßen, den Basar, die vielen Kuppelbauten und Zisternen. Im Wassermuseum machen wir Mittagspause. Vom Dach eines Teppichgeschäfts aus können wir nochmals einen Blick auf die Stadt werfen. Übrigens hat Kasim uns nie zum Kauf eines Teppichs animiert oder uns in einen solchen Laden geschleppt. Dies hier waren Freunde, die uns zum Fotografieren aufs Dach gehen ließen. Nach dem Besuch der Freitagsmoschee hat jeder Zeit für eigene Entdeckungen. Dazu gehört eine Bäckerei, wo unser täglich Brot gebacken wird, aber frisch aus dem Ofen so superlecker ist, dass man nichts anderes bräuchte. Leider bekommen wir es zum Frühstück nicht so. Interessant sind auch manche Türen. Am linken Flügel ist ein anderer Klopfer als am rechten. Links müssen sich die Männer bemerkbar machen, rechts die Frauen. Diese Nacht schlafe ich nicht so gut. Ich überlege mir ständig, wie das mit der Lüftung funktioniert - ganz ohne Fenster.






2 verschiedene Türklopfer - für Männer und Frauen
Alexandergefängnis In einer Bäckerei Mein Dachfenster



9. April - Ostermontag

Zitadelle Um 8 Uhr ist Abmarsch zum Bus. Glücklicherweise werden in diesem Hotel die Koffer vor dem Zimmer abgeholt. So mancher hätte sonst nicht gewusst, wie er diese über all die Treppen rauf und runter hätte transportieren sollen.
Unterwegs halten wir in Meybod und besuchen dort die Zitadelle, wo auch Maurergesellen ihre Werke zeigen. Wir besichtigen das Taubenhaus, wo man früher den Dung für die Felder gesammelt hat. Und zum Schluss geht es zu der Eishalle und es ist für uns sehr schwer vorstellbar, wie man dort für den Sommer Eis speichern konnte. Das Besichtigen ist fast lebensgefährlich, da man vom Hellen ins Stockdunkle kommt und nur an der Wand entlang huschen kann, sonst fällt man in diesen bodenlosen Trichter. Huuu.

Blick von der Zitadelle auf Meybod

Zitadelle schönes Gewölbe
In der Töpferei In der Töpferei

Pistazienstrauch Eine am Wegesrand besuchte Töpferei arbeitet ziemlich vorsintflutlich. Man kann sich nicht vorstellen, dass man damit Geld verdienen kann. Etwas weiter kommen wir an einer alten Karawanserei vorbei - der Bus von Dr. Tigges ist zum Glück bald am Abfahren. Zum ersten Mal sehe ich einen Pistazienstrauch. Nächste Station ist Nain, wo noch Reste einer Zitadelle aus der Sassanidenzeit stehen. Was kümmert es uns da, dass es nach Regen aussieht. Die Freitagsmoschee ist eine der ältesten Sakralbauten Irans und stammt aus dem Jahr 960.

Karawanserei

Karawanserei Karawanserei
Freitagsmoschee schöne Tür Freitagsmoschee
Freitagsmoschee Freitagsmoschee Freitagsmoschee

Um 17 Uhr erreichen wir Isfahan - endlich etwas grün nach so viel Wüste. Höhe ca. 1570 m und 2 Mio Einwohner. Das Zimmer ist in Ordnung, 2 Betten, ein kleines Fenster in einer Ecke über dem Kühlschrank, wo ich mir gleich das Bein aufgeschlagen habe. Das Fenster kann man zum Teil aufmachen, das macht mich schon glücklich. Natürlich muss ich gleich fotografieren. Vor der Klimananlage werde ich von Mitreisenden gewarnt: sie kühlt nicht, sondern heizt. Ich bin im 3. Stock, über mir ist ein schöner Dachgarten zum Tee trinken und Wasserpfeife rauchen etc.

Isfahan
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