- Sonntag, 13. Oktober
6.30 Uhr wecken, 8 Uhr Abfahrt
Am letzten Tag nach einem wie immer sehr guten Frühstück, wo es außer Wurst und Fleisch wirklich alles gibt, fahren wir zur Knesset. Natürlich sollen wir wieder alles im Bus lassen, damit wir bei der Eingangskontrolle keine Schwierigkeiten verursachen. Und dies wird mich noch sehr lange gewaltig ärgern. Denn wir wurden freundlichst empfangen, bekamen Geräte mit Kopfhörern und eine sehr gut aussehende Dame, Schweizerischen Geblüts, die uns durch das Gelände geleitete, betonte immer wieder, dass fotografiert werde dürfe. Ich habe all diejenigen beneidet, die ihr Handy einfach in der Hosen- oder Jackentasche mitgenommen hatten. Die Knesset ist schon von der Architektur her beeindruckend auf eine angenehme und nicht protzige Art. In der Jerusalem Hall wurde uns ein Film gezeigt, dann Spaziergang durch das Haus bis im Plenum Platz für uns war. Zum Glück arbeiten die Herrschaften nicht am Sonntag. Auch nicht am Donnerstag. Alles über Sitzanordnung, Sitzverteilung, Plätze für die Medien und hinter Panzerglas auch für Publikum wurde uns anschaulich und in interessanter Form erzählt. Da es in Israel ja nicht die 5%Hürde gibt, muss dort ein ziemliches Parteiengewusel herrschen. Es sieht alles nach einer echten Demokratie aus. Ich war beeindruckt.

Der anschließende Besuch des Chagall-Saals, der für feierliche Veranstaltungen zur Verfügung steht, hat mich allerdings sprachlos gemacht. Als Mainzerin ist man ja von Chagall verwöhnt, aber was man dort hätte fotografieren dürfen, ist einfach wunderschön. Drei große Gobelins, der mittlere davon ca. 10 m breit, 12 Bodenmosaiken und ein Wandmosaik, alle von Chagall entworfen, sind einfach wunderschön. Und die Kamera im Bus. Wie gut, dass es Wikipedia gibt, wo man wirklich alles nachlesen kann, was man unterwegs gesehen und gehört hat. Sogar das Glaubensbekenntnis der Juden "Höre Israel". Im Park vor der Knesset steht die ca. 5 m hohe Menora, der siebenarmige Leuchter aus Bronze. Selbst wenn ich die Kamera gehabt hätte, wäre es unmöglich gewesen, all die Bildprogramme auf dem Stamm und den 6 Armen aufzunehmen. Aber es war der richtige Platz für unser Abschlussgespräch mit Orna. Hier konnte sie uns noch einmal die ganze Geschichte Israels anhand dieses Kunstwerks erzählen.

Sie hatte es nicht leicht mit uns. Am Abend zuvor hatte sie PB gesagt, dass sie froh sei, wenn wir abfahren. So etwas hatte ich noch nie von einer Reiseleitung gehört. Wir waren zwar eine "brave" Gruppe, die immer pünktlich zur Stelle war, wenn eine Zeit angegeben war. Aber wir stellten viele unbequeme Fragen. Sie hatte sicher nicht damit gerechnet, einen Haufen Individualisten vorzufinden, die gut vorbereitet und äußerst wissbegierig waren. Zudem hat sie fehlende gruppendynamische Prozesse bemängelt. Und bibelfest war diese Gruppe dank PB noch zusätzlich. Ja mei, so sind die Akademiereisenden halt. Umgekehrt muss ich sagen, dass es schon bewundernswert ist, was dieses Volk aus der Wüste gemacht hat, das ist aber auch alles. Politisch gesehen bin ich jetzt noch kritischer als vor dieser Reise und kann vieles, was ich gehört und gesehen habe, noch weniger verstehen.

Shalom!

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