Bild: Häuser, die ziemlich deutsch aussehen Freitag, 12. Juli.
Um 9 Uhr findet im Hotel das Gespräch mit Dr. Guido Müntel, Wirtschaftsabteilung, von der Deutschen Botschaft statt: ”Politik und Wirtschaft Georgiens”. Der Mann ist gut vorbereitet und kann alle Fragen beantworten. Es sind 90 interessante Minuten.

Anschließend geht es heute in den Süden. Auf dem Weg nach Bolnissi treffen wir Erntehelfer (Kartoffeln) auf dem Felde, da muss für PB natürlich ein Fotostopp eingelegt werden. In Bolnissi, das vor knapp 200 Jahren von deutschen Siedlern gegründet wurde und damals Katharinenfeld hieß, findet man noch Häuser, die ziemlich deutsch aussehen. Es war ein netter Spaziergang.

Die Sioni-Kirche, eine Basilika, ist der älteste Sakralbau auf georgischem Boden.
Bild: Sioni-Kirche Bild: Sioni-Kirche Bild: Susi von Sioni-Kirche

Auf dem Weg dorthin befindet sich auch die Kirchenruine Sugrugascheni.
Bild: Kirchenruine Sugrugascheni
Bild: Kirchenruine Sugrugascheni Bild: Kirchenruine Sugrugascheni Bild: Kirchenruine Sugrugascheni

Bild: Hominide Im südlich von Bolnissi gelegenen Damanissi finden seit vielen Jahren Ausgrabungen statt, an denen auch Archäologen des Römisch-Germanischen Nationalmuseums Mainz teilnehmen. Und hier fand eher zufällig Dr. Antje Justus 1991 einen 1,75 Millionen alten Unterkiefer eines Hominiden. Ich habe leider an dieser Grabungsstätte kaum fotografiert, da ich mich auf Susi verlassen wollte, die mit ihrer Kamera sicher bessere Aufnahmen durch die Glaskästen machen würde. Aber leider hatten Susi und noch einige andere einen anderen Weg genommen und sind nicht an diesen Ort gekommen, was ziemlichen Ärger zur Folge hatte, da sie pünktlich am Bus waren, das Tor aber bereits versperrt war und sie über einen Zaun klettern mussten. Für uns hat man das Tor wieder geöffnet und Susi war sehr verärgert, da sie noch nie eine solche Grabungsstätte gesehen hatte. Und ich habe mich geärgert, dass ich nicht mehr Fotos gemacht habe.

Bild: Die schlafende Katze An diesem Tag waren wir früher zuhause und da es der letzte Tag in Tbilissi war, begab man sich grüppchenweise auf einen Spaziergang in die Stadt. Ich bin mit Barbara und Eck losgezogen. Bald hatten wir den Flohmarkt erreicht, auf dem wirklich alles Mögliche und Unmögliche angeboten wird. Auf einer Decke zwischen den verschiedensten Deckchen sah ich eine schlafende Katze, die ich für Susi fotografieren wollte. Als Barbara mich fragte, ob sie echt sei, ging ich näher ran und musste feststellen, dass es sich um eine Pelzmütze handelte. Ich sehe aber immer noch eine schlafende Katze, wenn ich mir das Foto ansehe.
Entlang der Mtkwari war eine große Zahl von abgeschlossenen Holzkästen angebracht. Einen fanden wir schließlich geöffnet, er war voller Bücher. Eck hat erkannt, dass es russische waren. Wir schlenderten weiter zu den neuen Prachtbauten. Leider hat das Stadthaus gerade geschlossen, ich wäre gerne darin herumgelaufen. Dann ging es über eine Brücke und wer kommt uns entgegen: Susi. Die Welt ist doch klein. Zusammen sind wir weiter gebummelt durch alte Straßen mit alten Häusern und Geschäften. Durch ein Fenster sehe ich in einem Supermarkt Ansichtskarten. Ich kaufe welche und habe kein Problem beim Bezahlen. Aber Susi. Keine Ahnung, warum die Kassiererin keine Lust mehr hatte (Heimatpost 2. Akt). Glücklich darüber, nun Briefmarken und Karten zu haben, trotteten wir ins Hotel zurück.

Bild: in Tiflis Bild: in Tiflis

Tamari und der Fahrer werden verabschiedet. Ab morgen haben wir neue Begleitung: Marina, die mehr Erfahrung haben soll und einen Fahrer, der sich bald als Rabauke herausstellen wird. Einen neuen, größeren Bus haben wir mittlerweile auch; Susi und ich haben nun jeweils je 2 Sitze für uns, damit wir unseren Kram noch besser ausbreiten können, was uns beiden ja nicht schwer fällt. Und Ausschau nach beiden Seiten haben wir nun auch.

Bild: Mzechta
Bild: Dshwari-Kirche Samstag, 13. Juli: Osten, Norden, Süden haben wir inzwischen bereist, heute geht es nach Westen, zuerst in die alte Hauptstadt Mzechta, wo die wichtigsten Flüsse Ostgeorgiens zusammen fließen: Mtkwari und Aragwi. Weithin sichtbar auf einem Felsen ist die Dshwari-Kirche, von der aus man einen herrlichen Blick in die Landschaft hat. All die Gründungsjahre, Zerstörungen, Umbauten, Erdbeben etc. kann, wer will, bei Wikipedia nachlesen. Ich behalte im Kopf, wo ich suchen muss. Basta. Irgendwann sind alle Kirchen und Klöster gleich. Nur, warum sie fast alle hoch oben auf den Bergen sein müssen, ist mir nicht klar. Schweißtreibende Angelegenheit. Wo Sweti Zchoweli heute steht, gab es im 4. Jahrhundert bereits eine Holzkirche, von der noch Reste erhalten sind. Im 11. Jahrhundert wurde sie durch einen Kreuzkuppelbau ersetzt. Der Name geht auf eine Legende zurück, die mit nichts geringerem als dem Hemd von Jesus zu tun hat. Und da es letzten Endes wieder mit der Syrerin Nino zu tun hat, will ich die Geschichte doch einmal erzählen.
Als die Jerusalemer Rabbiner über Jesus und seine Lehre zu Gericht saßen, luden sie Rechtsgelehrte aus allen entfernten Provinzen ein, darunter auch Elias aus Mzcheta. Dessen Schwester Sidona gab ihrem Bruder mit auf den Weg, ja nicht für eine Verurteilung zu stimmen, doch Elias kam zu spät, Jesus war bereits gekreuzigt. Da bestach er einen der römischen Legionäre, ihm Jesu Hemd zu schenken. Nach der Heimkehr bat Sidona ihren Bruder, ihr das blutgetränkte Hemd zu überlassen, das sie an die Brust drückte und wie vom Schlag getroffen zu Boden sank. Da ihre Hände auch im Tod das Hemd nicht freigaben, wurde sie damit begraben und aus dem Grab wuchs eine mächtige libanesische Zeder. Knapp 300 Jahre später kam Nino nach Mzcheta und bekehrte zunächst die Königin und nach ihr den König zum christlichen Glauben. Der König ließ dann die besagte Basilika errichten und ließ 7 mächtige Bäume fällen, die das Gebäude tragen sollten. Einer der Stämme aber widersetzte sich. Da betete Nino um Gottes Hilfe und plötzlich kam ein Engel, hob die Arme und stellte den Baum an den dafür vorgesehenen Platz. Aus seinem Stamm traten Tropfen eines wundersamen Balsams, der alle, die ihn berührten, von körperlichem Leid erlöste. Daher also der Name Sweti Zchoweli, lebenspendender Stamm.

Einmal muss eine dieser schönen Geschichten erzählt werden, denke ich.
Bild: Sweti Zchoweli Bild: Sweti Zchoweli Bild: Sweti Zchoweli
Und an diesem Tag war Feiertag. Die Gläubigen von nah und fern drängten in die Kirche - man konnte nur mühsam hineinschauen - andere zogen wie in einer Prozession betend um die Kirche, es wimmelt nur so von Menschen. Ich kam mir vor wie bei Ostern in Griechenland. Und auch tolle Staatskarossen waren zu sehen. Auf alle Fälle war es beeindruckend.
Bild: Im Stalin-Museum Bild: Der Salonwagen war beachtlich
Jetzt aber Kontrastprogramm. Da wir durch Gori fuhren, der Geburtsstadt von Stalin, schlug PB einen Besuch des Stalin-Museums vor. Es gab einige Proteste. Herbert z.B. meinte, er ginge in kein Hitler-Museum, also auch nicht in ein Stalin-Museum. Musste er ja auch nicht. Man konnte im Park spazieren gehen oder sich ein Café suchen. Der größte Teil aber ging ins Museum und ich muss gestehen, dass ich es sehr interessant fand, zumal ich mich an diese Zeit noch gut erinnern kann. Eine kleine Hübsche machte die Führung in perfektem Deutsch, das sie angeblich in der Schule gelernt hat. Alle Achtung. Auch der Salonwagen war beachtlich.

Nahe Gori liegt die Höhlenstadt Uplisziche, natürlich auf einem Berg. Ihr Alter wird auf 3000 Jahre geschätzt. Die ältesten, bis heute von Erdbeben, den Horden Timur Lenks (hier begegnet mir wieder Usbekistan) und vom Zahn der Zeit verschont gebliebenen Bauten, datieren aus dem 2./3. Jh. Der Aufstieg ist zum Teil sehr mühselig und ich wäre gerne in irgendeiner Höhe, zum Beispiel auf Tamaras Thron, sitzen geblieben. Leider nicht möglich, da der Abstieg ein anderer war als der Aufstieg. Aber schön waren die in Stein gehauenen Wohnräume natürlich doch und ich habe es nicht bereut, mitgegangen zu sein.
Bild: Höhlenstadt Uplisziche Bild: Höhlenstadt Uplisziche
Bild: Ich vor Tamaras Thron Bild: Höhlenstadt Uplisziche
Auf der Weiterfahrt vertrieb uns PB dann die Zeit mit der netten Geschichte ”Gastfreundschaft in Georgien oder der dreistöckige georgische Tisch”. Eine ähnliche Geschichte hörten wir später auch in Armenien.

Dann kommen wir über Kutaissi, der zweitgrößten georgischen Stadt, zu unserem nächsten Nachtquartier in Tskaltubo. Der Ort war zu Sowjetzeiten der wohl berühmteste Kurort der Sowjetunion, wo man sich in 20 Sanatorien entspannen und die verschiedensten Gebrechen behandeln lassen konnte. In den radonhaltigen Quellen sollen schon die Krieger Tamaras ihre Wunden gebadet haben. Das Ende der SU läutete auch hier den Untergang ein. Dies sieht man auch an unserem Hotel, dem Spa Resort, das wir Lazarett nennen. Umgeben von einem wunderbaren Park mit Magnolienbäumen, Palmen, an denen die Glyzinien bis in die Gipfel wachsen, Brunnen ohne Wasser und unwegsamen Wegen gelangt man zu einem Bau, der die guten Zeiten noch erahnen lässt, wenn auch alles mehr als marode ist. Dementsprechend ist auch das Essen. Alles ungewürzt, was bei der Vielfalt der vorhandenen Kräuter und Gewürze nicht nachvollziehbar ist. Kein frisches Obst, nicht einmal Wassermelone. Aber Kartoffelbrei zum Frühstück! Der Wein ist so teuer, dass wir heute darauf verzichten. Außerdem waren wir inzwischen durch freundliche und flinke Bedienung verwöhnt - und nun plötzlich Selbstbedienung!

In den Zimmern ist so schlechtes Licht, dass ich nur mit Stirnlampe die Karte lesen kann. Kein Tisch zum Schreiben - also kritzeln auf den Knien. Denn irgendwann müssen die Karten ja zur Post. Am ersten Abend ist um 23 Uhr der Strom weg. Für mich nicht schlimm, da ich da sowieso schlafe, aber die Geräte, die nachts laden sollen. Also am nächsten Abend gleich alle Geräte anschließen. Doch diesmal blieb der Strom über Nacht.

zurück      1      2      3      4      5      6      7      8      weiter