Bild: Kloster Geghard Donnerstag, 18. Juli:
Wie immer Frühstück 8 Uhr, Abfahrt 9 Uhr. Es ging zum Kloster Geghard, das wirklich zu einem der schönsten gehört. Die Geschichte führt bis ins 4. Jahrhundert zurück, wo der heilige Grigor der Erleuchter versucht haben soll, die Spuren heidnischen Kultes durch diesen Kirchenbau zu verwischen. Er machte das Christentum zur Staatsreligion Armeniens und war der erste Katholikos. Natürlich wurde diese Stätte auch von Arabern geplündert, gebrandschatzt usw. Heute ist dieses Höhlenkloster jedenfalls beeindruckend - für Susi das schönste der ganzen Reise. Dazu kam noch, dass wir plötzlich herrlichen Gesang vernahmen und uns auf die Suche danach machten. Es waren 5 Profisänger, die wunderbare Stücke, meist von Komitas, boten. Später haben sie draußen CDs verkauft, wobei es zu Unstimmigkeiten kam. Die einen zahlten 15 €, die anderen 20€. Es stellte sich dann heraus, dass die Sänger von einer französischen Gruppe gebucht waren und diese deshalb die CDs zu einem niedrigeren Preis erhielten. Eine der Sängerinnen kam extra zu unserem Abendessen, um uns das zu erklären und sich zu entschuldigen.
Bild: Kloster Geghard Bild: Kloster Geghard Bild: Kloster Geghard
Bild: Im Klostergelände Bild: Verkauf von Obst in Gelee - ich mags nicht
Nicht weit davon entfernt ist der Sonnentempel in Garni. Hier sollen die von der Natur geschaffenen Basaltblöcke über den Schluchten des Azat die höchsten in Armenien sein. Zudem soll schon im 1. Jh. n. Chr. König Trdat einen Tempel im griechisch-römischen Stil errichtet haben. Die ganze Geschichte kann man natürlich nicht behalten, aber ich weiß, wo ich es nachlesen kann!. Heute munkelt man, dass einige Sonnenanbeter oder ähnliche eigenartige Sekten an bestimmten Tagen hier ihren Gottheiten huldigen. Kann ich mir vorstellen.
Bild: Blick vom Sonnentempel in Garni auf die Basaltblöcke über den Schluchten des Azat Bild: Sonnentempel in Garni
Bild: Bischof Manukyan Das Gemeinsame Mittagessen in einem traditionellen Haus auf dem Lande wird einstimmig auf den Abend verschoben, da wir jetzt erst mal zum Bischof Manukyan nach Edschmiatsin fahren. Dieser entpuppte sich als echte Überraschung. Leger zog er einen Stuhl heran und setzte sich zwischen Nellie und PB uns gegenüber. Ein echter Diplomat, der als Koordinator zwischen den einzelnen Kirchen fungiert, was er bestimmt sehr gut macht. Er beantwortete alle Fragen; auch die, die ihm auf Englisch gestellt wurden. Ich verlasse mich jetzt auf Susis Notizen, damit ich nichts falsch wiedergebe. Zum Schluss empfahl er uns, in Berg-Karabach unbedingt einen Maulbeerschnaps zu trinken und zwar mit Gurke und Honig und Susi machte ihn darauf aufmerksam, dass seine Augen dabei unglaublich funkelten. - Ich wollte dann auch noch einen bischöflichen Segen, wenn man denn schon beim Bischof ist.

Die Zeit bis zum Abendessen verbrachten wir dann mit der Besichtigung der prunkvollen Kathedrale, die leider gerade eingerüstet ist, den umgebenden profanen Gebäuden und den wunderbaren Kreuzsteinen, die rings an den Gebäuden aufgestellt worden sind. Die Residenz des Katholikos konnten wir natürlich nicht besuchen.
Bild: Kreuzsteine an einer Klostermauer Bild: Kreuzsteine an einer Klostermauer Bild: Kreuzsteine an einer Klostermauer
Bild: Besichtigung der  prunkvollen Kathedrale Bild: Besichtigung der  prunkvollen Kathedrale Bild: Susi und PB
Das Abendessen war wie immer ausgezeichnet in einem Lokal außerhalb. Um 20 Uhr spazierten wir dann mit Lilit zum Platz der Republik, wo sich schon viele Leute tummelten. Wir bekamen sogar noch einen Sitzplatz auf den Stufen und warteten dann auf das große Spektakel, das dort jeden Abend von 21 - 22 Uhr stattfindet. Mit Khatchaturjans Violinkonzert ging es pünktlich los und es war wirklich toll, diesen Wasserspielen zuzusehen. Es liegt zudem eine Kühlung in der Luft, die bei dem Wetter mehr als angenehm ist. Nach etwa einer halben Stunde wollten wir weiterziehen, doch Susi blieb lieber da und konnte nicht genug kriegen. Sie bekam auch bald Gesellschaft, wie sie mir später erzählte.
Bild: Wasserspiele am Platz der Republik Bild: Wasserspiele am Platz der Republik
Wir anderen bummelten durch die Fußgängerzone, die voller Menschen war. Links und rechts riesige Geschäftskolosse, alles vom Feinsten. Wo genau wir waren, weiß ich nicht. Es war eine sehr breite Straße und mitten drin ein Lokal am anderen, aber erst im vierten bekamen wir Platz auf gemütlichen Polstermöbeln. An einem weißen Flügel spielte ein Barpianist. Kinder wuselten noch um 11 Uhr durch die Gegend und wurden auch irgendwie betreut. Für uns sehr ungewohnt, überall diese fröhlichen Menschen. Und Lilit erklärte uns ganz trocken ”schlafen tun wir im Winter”. Als ich ins Hotel kam, war Susi bereits da. Braves Kind, kommt vor der alten Tante heim.
Freitag, 19. Juli:
Ab heute stimmt auch der zuletzt geänderte Reiseplan nicht mehr und ich hoffe nur, alles auf die Reihe zu kriegen. Als erstes ging es in Richtung türkische Grenze zum Kloster Chor Virap, das stark mit der Legende vom heiligen Grigor verbunden ist und von dem aus man den Ararat sehen können soll. Ich habe mir den Aufstieg in dieser Gluthitze gespart und mir unten ein schattiges Plätzchen gesucht. Den Ararat konnte man natürlich nicht sehen. Er hat sich wie meist in Dunst gehüllt.

Bild: Kloster Noravankh Weiter ging es durch eine traumhafte Landschaft zum Kloster Noravankh, das in völliger Einsamkeit auf einer Erhöhung am Ende der Schlucht gelegen ist und eines der schönsten Klöster Armeniens sein soll.

Auf der Weiterfahrt gab es dann einen plötzlichen Knall und wir hatten schon Angst, dass der Bus den Geist aufgibt, ausgerechnet in einer Gegend, in der außer Wildnis nichts war. Nach einer gewissen Zeit hat der Fahrer dann an einer Stelle angehalten, wo ein kleines Lokalchen an einem Bach war.
Bild: Kloster Noravankh Bild: Obelix im Kloster Noravankh Bild: Kloster Noravankh
Man konnte Kaffee oder Tee oder auch etwas anderes trinken, die Füße in den Bach halten und ein WC aufsuchen. Der Fahrer wartete auf einen Kollegen, der ihm helfen sollte, den defekten Stabilisator zu reparieren oder auszutauschen; denn auf einen Ersatzbus zu warten würde Stunden dauern. Nachdem es uns gut ging, haben wir uns nicht darum gekümmert und erst am letzten Abend habe ich erfahren, dass wir mit dem defekten Stabilisator bis zum Schluss gefahren sind. Allerdings muss man zugeben, dass unser Fahrer vorzüglich war und uns die 1900 km, die gefühlt mindestens 3000 waren, auf all den unglaublichen Serpentinen bergauf und bergab stets ein sicheres Gefühl gab.
Bild: ein kleines Lokalchen an einem Bach Bild: ein kleines Lokalchen an einem Bach Bild: ein kleines Lokalchen an einem Bach
Die Reiseunterbrechung wurde klaglos hingenommen, da die im Programm stehende Fahrt mit der Schwebebahn verschoben wurde. Wir mussten nämlich von Stepanakert auf gleicher Strecke zurück nach Eriwan, da der Grenzübergang über den Selim-Pass direkt zum Sevan-See nicht möglich war. Ein vier Wochen zurück liegender Erdrutsch hat die Strecke unpassierbar gemacht. Dass eine Reparatur in dieser Zeit erfolgt sein könnte, war illusorisch und typisch deutsch gedacht. Bis dahin - und das kann dauern - gibt es eben nur diesen einen Grenzübergang zu und von Berg-Karabach.
Bild: eine wunderschöne Hochebene Bild: eine wunderschöne Hochebene
Und so fuhren wir weiter durch eine wunderschöne Hochebene mit Tieren und wunderbaren Pflanzen. In der Nähe von Sisian kommt man zu den Steinen von Zorakhar, das fast wie das englische Stonehenge anmutet, mythische Zeugen der Vergangenheit. Ich habe diesen magischen Ort nicht bis zum letzten Stein durchlaufen, da ich allmählich meine Grenzen spürte. Die Höhe und die Hitze machen sich in meinem biblischen Alter doch bemerkbar und so kam Susi nicht zu einem richtigen Obelix-Foto, da ich mich beizeiten auf den Rückmarsch zum Bus machte. Mein Schrittzähler zeigte abends 21580, das erklärt doch alles. Im Mina Hotel in Goris gab es sogar 2 Kleiderbügel und statt einer Klimaanlage einen Ventilator, den wir aber aus Mangel an Steckdosen nicht anmachen konnten. Auch der Platz für Koffer war etwas problematisch. Aber das Essen war wieder prima und es gab zum ersten Mal einen Eintopf, der köstlich schmeckte. Nach dem Essen wurde uns Maulbeerschnaps angeboten, den wir natürlich probieren mussten und wir stellten beide fest, dass man gut ohne ihn leben kann. Vielleicht hätten wir dazu wirklich Gurke und Honig gebraucht, wie es der Bischof empfahl.
Bild: die Steine von Zorakhar

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