Bild: Sevan-See Montag, 22. Juli:
Wir brechen wieder wie gestern schon um 8.30 Uhr auf zum Sevan-See. Den Aufstieg zum Kloster erspare ich mir und trinke mit Marianne Jung einen Kaffee am Seeufer. Da sie einen Kugelschreiber dabei hat, bekritzle ich auch eine Karte, da Nellie doch noch Briefmarken gekauft hat. Nach Rückkehr der Gruppe hat mir PB versichert, dass ich absolut nichts versäumt hätte. Das ist dann doch immer etwas beruhigend, zumal die Treppen nach Ansicht von Karli zum Teil nicht als solche bezeichnet werden konnten. Durch Dilijan fahren wir aus Zeitmangel leider nur durch. Der Ort ist als Kurort bekannt und war zu Sowjetzeiten ein viel besuchtes Erholungsgebiet der Russen. Die vielseitige Nellie liest ein Kapitel aus dem Buch ”Galina - Erzählungen einer Primadonna”. Galina war die Ehefrau des Cellisten Rostropowitch und erzählt vom Besuch Benjamin Brittens in Moskau. Da man ratlos war, was man ihm bieten könne, fuhren sie kurzentschlossen nach Dilijan. Ich werde mir das Buch besorgen. Die story, wie Galina die alten Armenier dazu brachte, Brittens durchgelaufene Schuhe zu reparieren, obwohl es nichts gab, ist einfach zu schön.
Bild: Klosteranlage Goshavank Bild: Klosteranlage Goshavank
Bild: Klosteranlage Goshavank Bild: Susi in  der Klosteranlage Goshavank Bild: Klosteranlage Goshavank
Bald sind wir in Gosh und besuchen die Klosteranlage Goshavank mit der Muttergotteskirche, wo die Nonsens-Akademie mal wieder mit ihren Sangeskünsten glänzt. Am Fuß der Anlage bzw. des Berges - weil Klöster und Kirchen immer auf Bergen sind - wird alles Mögliche feilgeboten. Ich kaufe einen Tee (wenn ich mich recht erinnere ist es Thymian-Tee - lesen kann ich es ja nicht) und lasse mich dann zu einem armenischen Kaffee in einer gemütlichen Holznische nieder. Susi ist auf Erkundungstour den Berg hinunter in den Ort. Weiter geht es zu einem Aussichtspunkt, wo man wunderbare Sicht nach Aserbaidschan hat und wo herrliche blaue Disteln wachsen.
Bild: Blick nach Aserbaidschan
Bild: Foto vom noch nicht zugemüllten Zimmer Zum Abendessen fahren wir diesmal relativ früh und dort wird der sogenannte Hauswein angeboten. Da man in unseren Breiten damit eigentlich nie etwas falsch machen kann, bestellen wir gleich einen Liter. Doch dieses Zeug war wirklich nicht zu trinken. Na ja, Lehrgeld. Dafür ist unser Übernachtungshotel Tufenkian in Dzoraget idyllisch am Wasser gelegen und sehr schön. Wir machen zur Abwechslung mal Fotos vom noch nicht zugemüllten Zimmer und begeben uns gleich auf Weinsuche. Der ist ziemlich teuer, aber heute ist uns das egal. Leider fängt es an zu nieseln, dann zu regnen, was uns nicht davon abhält, draußen unter einem Schirm zu sitzen. Erst als es zu prasseln anfängt, ziehen wir um.
Bild: Foto vom noch nicht zugemüllten Zimmer Bild: Foto vom noch nicht zugemüllten Zimmer Bild: ohne Worte
Bild: Frühstück mit Nellie Dienstag, 23. Juli:
Der letzte Tag bricht an und wir machen nach einem ausgiebigen Frühstück einen Rundgang um das Hotel. Susi natürlich bis zur Brücke. Zum Besuch einer Kupferfabrik in Alaverdi mussten wir ein ganzes Stück an dem reißenden Deped-Fluss zurückfahren. Die Schlucht dorthin ist landschaftlich eindrucksvoll, wie wir schon am Vorabend festgestellt haben. Aber die Stadt selbst muss man sich nicht merken. Eine völlig heruntergekommene Fabrikstadt, wie man sie nach dem Zusammenbruch der SU an etlichen Stellen antrifft. Total verrottet, unbewohnt und absolut trist. Auch der Schornstein steht nur noch so da, die Abluft wird durch den Berg nach außen geleitet. Hier raucht nicht der Schornstein sondern der Berg. Sogar das Wetter hat sich diesem tristen Ort angepasst. PB weist nochmals eindringlich darauf hin, dass die Fotoapparate im Bus bleiben sollen. Beim Eingang werden wir mittels eines Drehkreuzes gezählt, die Hunde auf dem Hof bellen wie verrückt. Bild: AlaverdiDann stehen wir plötzlich vor einem Arbeitsbereich, wo Kupfer in riesigen Bottichen geschmolzen, in große Trichter geleitet und dann in Formen gefüllt wird. Es ist unglaublich, die Ausrüstung der Arbeiter zu sehen. Kein Ohrschutz bei diesem fürchterlichen Lärm, die Schutzanzüge verdienen auch kaum den Namen. Aber sie haben Arbeit. Und sie können davon leben. Es ist nur noch ein Bruchteil der Beschäftigten von früher: 650 Mann, die in verschiedenen Schichten dort arbeiten. Um 1900 hat man dort 25% des Kupferbedarfs des zaristischen Russlands gedeckt. - Als wir das Werk endlich verlassen, liegen die vorher laut bellenden Hunde nur noch gelangweilt im Hof. Diese Werke zählen zu den größten Umweltsündern, was wir schon nach unserem einstündigen Besuch beim Atmen spüren.
Bild: Klosterkomplex Haghpat Bild: Klosterkomplex Haghpat
Das kann aber nicht der letzte Eindruck auf unserer Reise sein und darum geht es jetzt zum Klosterkomplex Haghpat, das beinahe am Ende der Welt gelegen scheint, natürlich auf einem Hochplateau mit Aussicht auf die Debedschlucht. Es gehört auch zu den Weltkulturerben der UNESCO. Diese Klosteranlagen sind oft so groß, dass man leicht die Übersicht verliert. Dieses ist zudem so zugewachsen und verwinkelt, dass man vieles erst sieht, wenn man davor steht. Und wieder gibt es hier sehr schöne Kreuzsteine.
Bild: Klosterkomplex Haghpat Bild: In diesen Löchern wurden Dokumente aufbewahrt Bild: Klosterkomplex Haghpat
Susi ist wieder ins Dorf gelaufen und hat sogar das im Reiseführer abgebildete glückliche Dorfschwein getroffen! Zurück ging es zum letzten Abendessen nach Eriwan. An diesem Abend blieben wir ohne Alkohol! Obwohl wir 2 Glas Rotwein bestellt hatten, wurden wir im allgemeinen Trubel nicht bedient. Und siehe da, wir haben es überlebt. Im Hotel waren wir zum Abschluss im 10. Stock und hatten zwar einen relativ schönen Sonnenuntergang, der sich aber nicht fotografieren ließ, da die Fenster natürlich nicht zu öffnen sind. Packen, Wecker stellen für 1 Uhr nachts und ab ins Bett. Susi schläft wie immer sofort. Neid!

Die Wecker funktionieren alle und wir schälen uns aus dem Bett. In der Hotelhalle gibt es Kaffee, Tee und Kuchen und dann geht´s ab zum Flughafen. Nellie und der Fahrer werden verabschiedet. Sie waren beide wirklich großartig.

Dieses Mal hat Susi Glück und wir bekommen Fenster und Gang in einer Reihe. Der Platz dazwischen ist frei. Nach dem Essen, das wieder gut ist, und einem Becher Rotwein schläft Susi sofort ein. Bei mir dauert es wie immer länger. Beim Umsteigen in Prag muss es schnell gehen, die Zeit ist knapp und wir sitzen nicht zusammen. Kein Problem bei der kurzen Flugzeit. PB sitzt wieder neben Susi, diesmal nicht Schachspielend wie beim Hinflug. Um 8.30 Uhr sollen wir landen, setzen aber bereits um 8.02 Uhr jottwede auf. Dieses Flugzeug ist eher ein Fahrzeug. Am Gepäckband ist noch große Verabschiedung und dann sehe ich auch Andrea und Richard auf uns warten - wir werden abgeholt und alles ist wunderbar.



ENDE






Noch ein Wort zur Reisegruppe: Sie war ganz ok bis auf zwei, die nicht ganz auf Susis und meiner Wellenlänge lagen. Alle anderen waren angenehme Reisegenossen, besonders natürlich Susi, unser Küken, die alle mochten und der ich als Alterspräsidentin für die pfundige Begleitung sehr dankbar bin. Ich werde sie in Zukunft auf jeder Reise vermissen, aber immer wissen, wo im Hotel der Notausgang ist.

So, liebe Lieblingsnichte, now it´s your turn. Ich bin sicher, du trägst Spezielles zu unserer ”seefooddiet” bei und fütterst das von mir erstellte Gerüst etwas auf mit allem, was ich vergessen habe und das bei dir besonders haften blieb. Besonders was Landschaft, politisches, wirtschaftliches und soziales Leben betrifft, hast du bestimmt mehr behalten. Was dagegen die einzelnen Kirchen und Klöster, deren Geschichte und der Zerstörung etc. durch die Jahrhunderte betrifft, kann jeder nach Belieben bei Wikipedia nachlesen. Es lohnt sich wirklich! Eigentlich wollte ich zum Schluss noch die Geschichte des Vielreisenden und seinen Besuch bei einem Weisen erzählen, überlasse die Geschichte aber dir, da ich weiß, dass sie dir genauso gut gefallen hat wie mir.

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