Mini-Fieldday in Rayerschied

Christofer Ludwig (DK2CL) und ich, Thomas Bornheimer (DL7FBT), sind Funkamateure aus Mainz. Wir haben beide zu Hause keine Möglichkeit für Kurzwelle brauchbare Antennen zu errichten. Deshalb wollen wir einmal ohne Platzprobleme Antennen bauen und unser Glück versuchen.

Weil man für Kurzwelle sehr grosse Antennenlängen braucht, frage ich meinen Bruder Harald, ob er nicht einen Bauern nach einem geeigneten Platz fragen könne. Wir dürfen auf eine Anhöhe nördlich von Rayerschied mit 360 Grad Rundumsicht. Der Platz ist optimal. Richtung Norden ist bis zum Horizont alles frei und nur leicht ansteigend. An diesem Wochenende findet ein Wettbewerb in Nordamerika statt und wir wollen einen 47m langen Draht Richtung Norden spannen. Das sollte eigentlich eine Vorzugsrichtung nach Norden ergeben - so die Theorie. Christofer und ich haben jeweils einen 8m hohen, portablen Antennenmast dabei. Das ermöglicht uns vom VW-Bus aus direkt auf 8m Höhe einen Draht zu spannen und von diesem ausgehend die restlichen Meter zum zweiten Mast zu führen. Zusätzlich können wir an Christofs Alu-Mast noch einen Dipol für das 40m-Amateurfunkband befestigen, dieser soll uns Funkamateure aus Ost-West-Richtung bescheren. Das ist zwar nicht gerade die beste Antennenanlage, aber für Portabelbetrieb nicht schlecht.

Christofer DK2CL Mit den 47m Draht und verschiedenen Anpassgeräten können wir so alle uns zu Verfügung stehenden Frequenzen von 28MHz bis 1,8MHz anpassen. Das Wetter ist warm und trocken; besser kann es nicht sein. Beim Abspannen meines Glasfibermastes müssen wir feststellen, dass die oberen 2 Elemente dem Zug nicht standhalten. Wir verkürzen die 10m um 2m und dann scheint es zu gehen. Die Abspannung des Mastes ist auf etwa 1m Höhe und erweist sich als äusserst stabil.
Bis jetzt hat sich noch keiner für unsere Aktivitäten interessiert. Aber dann kommen doch drei Bauern auf ihren Treckern vorbei und erkundigen sich was wir da so treiben. Gerne gebe ich Auskunft, da der Amateurfunk in Deutschland nicht so bekannt ist oder sogar belächelt wird. Im Zeitalter von Internet und Handy kann man die Faszination des Funkens nur schwer vermitteln. Leider kommen keine Jugendlichen die sich für uns interessieren, wir bräuchten noch etwas Nachwuchs in unserem Verein. Später befragt uns noch ein Radfahrer und ein Fussgänger; immerhin 4,4 % der Rayerschieder Bevölkerung!

Nach einer Stunde ist alles aufgebaut und im Bus werden nun die Funkgeräte in Betrieb genommen. Da wir nur Batterien zur Verfügung haben müssen wir sparsam damit umgehen - wir wollen schliesslich 24 Stunden aktiv sein. Zuerst versuchen wir es mit mageren 5 Watt Ausgangsleistung. Das braucht zwar wenig Strom, aber um mit den "grossen" Stationen mit 750 Watt und mehr mitzuhalten ist das eher wenig. Nach einer Stunde vergebenen Rufens schalten wir auf etwa 30 Watt um. Und plötzlich werden wir auch gehört.

Ausser der Aktivität in Nordamerika läuft gleichzeitig auch noch ein internationaler Leuchtturmwettbewerb. Bei diesen Wettbewerben muss man versuchen so viel Stationen wie möglich zu erreichen. Man tauscht den Namen, Standort, Funkgerät, Ausgangsleistung, Antennenanlage und einen Rapport aus. Dieser Rapport enthält eine Zahlenkombination die die Qualität der Verbindung beschreibt. Natürlich darf man sich auch darüber hinaus unterhalten. Um sich zu identifizieren hat jeder Funkamateur ein eindeutiges, auf der ganzen Welt einmaliges Rufzeichen - das sogenannte Call. Christofer ist DK2CL und ich bin DL7FBT. Oft bekommt man ab einer bestimmten Anzahl von Verbindungen ein Diplom. Nordamerika mit seinen sehr vielen Funkamateuren sollte eigentlich gut zu erreichen sein. Leider schaffen wir in den 24 Stunden keinen einzigen Kontakt über den grossen Teich nach Nordamerika. Über Kurzwelle zu funken hängt von vielen Faktoren ab und glückt nicht immer. Schade, gerade auf Verbindungen nach Amerika hatten wir uns gefreut. Aber die Leuchtürme haben uns dann auch schöne Verbindungen gebracht. Es gibt viele Funkamateure die keine Kosten und Mühen scheuen um von einem Leuchtturm aus zu funken. Gegen 20 Uhr gönnen wir uns Fleischwurst, Brötchen und ein Bier bei einem immer roter werdenden Abendhimmel. Das sieht einfach toll aus, verheisst aber auch eine kalte Nacht.

Thomas DL7FBT Gegen 23 Uhr geht uns der Strom aus. Die Batterie kann den hohen Strom für das leistungshungrige Funkgerät nicht mehr liefern. Jetzt müssen wir wieder mit dem kleinen Funkgerät mit 5 Watt funken, dafür reicht es noch. Aber auch hier gelingen uns noch ein paar sehr schöne Kontakte. Um 3 Uhr nachts übermannt uns dann doch die Müdigkeit. Nach 2 Stunden in sitzender Haltung melden unsere Knochen, dass wir wohl besser weiterfunken sollten. Wir kochen uns einen kräftigen Kaffee auf dem Campingkocher und versuchen wieder unser Glück. Kurz vor Mittag, nach 24 Stunden, bauen wir alles wieder ab und fahren müde aber stolz und gut gelaunt nach Hause.

Insgesamt haben wir am Ende 20 QSO im Logbuch. Die meisten Stationen aus dem nördlichen Europa.
  • Dänemark
  • England
  • Island
  • Litauen
  • Polen
  • Russland
  • Schweden
  • Serbien
  • Türkei
Die weiteste Verbindung, und für uns sehr erstaunlich, ist Venezuela in Südamerika.

Wir haben nicht wirklich viel erreicht, aber für uns, die sonst keine Möglichkeit haben grosse Antennen zu stellen, ist es doch eine schöne Erfahrung gewesen. Gerne würden wir mal wiederkommen, denn dieser Platz in Rayerschied ist wirklich gut. Für jede Verbindung verschicken wir als Bestätigung eine QSL-Karte (eine Art Postkarte) an die Gegenstation. Das Motiv für diese QSL-Karte ist natürlich eine Ansicht von Rayerschied. Als Antwort erhalten wir ebenfalls QSL-Karten von den gearbeiteten Stationen; mit hoffentlich schönen Motiven.

Vielen Dank an den Bauern Berthold Schmidt der uns dieses schöne Erlebnis ermöglichte, und natürlich an meinen Bruder Harald.

Hier noch ein paar Eindrücke



Panorama von Rayerschied - Klick zum vergrößern

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