Budapest 2011
Elke hat mir zum Geburtstag 5 Tage Budapest geschenkt. Freitag 1.April geht es los. Der Flieger um 8:35 ist noch recht leer und pünktlich um 10:05 sind wir in Budapest am Flughafen. Dank der vorbildlichen Internetseite des Budapester Verkehrsvereins haben wir schon zu Hause schnell die richtige Buslinie und Ticket rausgefunden. Dort findet man alles zum Liniennetz, Preise, Fahrpläne und Fahrkarteninformationen.
Einzig die Bedienung der Stempelvorrichtung in den Bussen, Strassenbahnen und Metro fehlt. Meistens steckt man die Fahrkarte in einen Schlitz und der Automat stanzt eine Kerbe heraus und druckt ein Datum drauf. In der beliebten Strassenbahnlinie 2 muss man die Fahrkarte zwar auch in einen Schlitz stecken, aber dann passiert nichts weiter. Ein hilfsbereiter Mitfahrer hat mir dann gezeigt wie es geht. Auf dieser Linie gibt es nur mechanische Automaten. Man muss den kompletten Schlitz, in der die Fahrkarte steckt, fest nach vorne ziehen. Dadurch wird ein Loch in die Karte gestanzt und das Datum draufgedruckt. Da muss man mal drauf kommen. Budapest hat etwa 1,7 Millionen Einwohner, ist also doch recht gross. Alles Wissenswerte über die Hauptstadt Ungarns findet man zum Beispiel bei Wikipedia.
Das Wetter ist so wie man es sich bei einem Urlaub von Elke und mir vorstellt. Es ist grau in grau. Noch im Bus sitzend fängt es leicht an zu regnen - na prima. Nach einer Stunde Bus- und Metrofahrt beziehen wir kurz vor 12 unser Hotelzimmer.
Elke hat ein schönes Hotel in der Nähe des ehemaligen jüdischen Viertels gefunden. Es liegt zentral auf der Pester Seite und man kann vieles zu Fuß besichtigen. Es regnet nicht mehr und kurz nach 12 sind wir schon auf dem Weg zur großen Synagoge. Sie ist in Europa die Größte und wurde 1859 gebaut. Hier müssen wir durch eine Sicherheitsschleuse und unsere Rucksäcke werden genauestens untersucht. Wir waren noch nie in einer Synagoge und sind über die reichen Verzierungen und die große Orgel erstaunt. Es gibt gleichzeitig mehrere Führungen in verschiedenen Sprachen und es ist dementsprechend laut. Das hat nichts mit einem Gotteshaus gemein. Wenigstens muß man sich nicht mit dem Fotografieren zurückhalten. Leider werden wir nach 15 Minuten rausgeworfen um Platz für die nächsten Touris zu machen.
Richtung Ausgang steht ein interessanter "Baum". Auf den "Blättern" steht jeweils der Name eines Holocaustopfers. Danach stiefeln wir gemütlich durch das Viertel und lassen uns durch die Gassen treiben. Es ist ungaublich wie viele alte Jugendstilhäuser es noch gibt. Leider sind die wenigsten restauriert - sehr wohl aber bewohnt und es lassen sich die wenigsten in den sehr engen Gassen fotografieren. Hier finden wir auch ein kleines Restaurant in dem wir abends koscher essen werden.
Nach einem wirklich guten Essen mit Riesling und Chardonnay aus Ungarn freuen wir uns aufs Bett. In der Nachbarschaft wird allerdings bis spät in die Nacht Hand- oder Basketball gespielt. Man hört in der sonst absolut ruhigen Umgebung die typischen Geräusche eines Spiels. Laute Rufe, Pfeifen und das Quietschen von Turnschuhen auf dem Hallenboden. Irgendwann schlafen wir aber doch ein. Morgens gibt es ein üppiges Frühstücksbuffet und dann geht es los. Das Wetter hat sich über Nacht geändert. Es ist strahlender Sonnenschein. Boah! Das werden wir ausnutzen und auf den Burgberg gehen. Zuerst laufen wir bis zur Kettenbrücke und nehmen dann den Schrägaufzug, das muss man einfach machen.
Samstag und strahlender Sonnenschein, dementsprechend viele Touristen sind unterwegs. Wir laufen erst zum Burgschloss und dann auf der Westseite des Burgbergs entlang. Bevor wir uns ins Getümmel um die Matthiaskirche und die Fischerbastei begeben stärken wir uns mit einem Kaffee. Später werden wir noch einen Kaffee trinken gehen. Aber diesmal nicht in der Nähe des grössten Touristenrummels, sondern in einem abseits gelegenen, kleinen und netten Kaffeehaus. Hier kostet ein Kaffee und ein Stück Kuchen soviel wie vorher nur der Kaffee. Was so 500m schon ausmachen! Die Matthiaskirche ist übrigens UNESCO-Welterbe. In der Kirche ist es ziemlich dunkel und blitzen mögen wir beide nicht. Deshalb kommt hier unser selbstgemachtes "Stativsäckchen" zum Einsatz. Danach schauen wir uns die Fischerbastei an. Naja, könnte man sich auch schenken! Einzig die Aussicht auf die Pester Seite mit dem Parlament ist wirklich schön. Um dem Trubel ein wenig zu entfliehen und weil es tatsächlich heiss ist besuchen wir auch noch die Budaer Unterwelt. Man läuft etwa einen Kilometer in dunklen Gängen im Berg entlang. Es ist schummriges Licht und aus versteckten Lautsprechern kommen verschiedene Klänge. Schaurig schön.
Wir laufen den Burgberg herab und reservieren in einem im Reisefürer empfohlenen Fischrestaurant einen Tisch für abends, man weiss ja nie. Mit der Metro fahren wir unter der Donau zu unserem Hotel zurück und bereiten uns mental auf den bevorstehenden Fischgulasch vor. Verschiedene Fischsorten werden in einer Brühe gekocht - einfach lecker. Danach machen wir noch ein paar Nachtaufnahmen vom Parlament und der Kettenbrücke. In unserem Reiseführer ist auch ein Weinlokal empfohlen, das ein ungarischer Rockstar eröffnet hat. Da es in der Nähe des Fischrestaurants liegt genehmigen wir uns noch ein Glas Wein mit Blick auf die angestrahlte Kettenbrücke.
Die Nacht ist bis auf eine kurze Unterbrechung recht ruhig. Irgendwann schrillt das Telefon. Elke hebt ab, aber weil Ungarisch des Nächtens noch unverständlicher ist als tagsüber versteht sie keinen Ton und entscheidet sich aufzulegen. Ich ziehe daraufhin den Stecker aus der Dose. Jetzt ist Ruhe! Ausgeschlafen wollen wir heute am Sonntag das Parlament besuchen. Für EU-Bürger ist es kostenlos. Man muss sich trotzdem erst anstellen um an eine Eintrittskarte zu kommen und dann anstellen um mit der deutschen Führung reinzukommen. Mein lieber Schwan, ganz schön pompös. Wir erregen mit unserem Langzeitbelichtungssäckchenstativersatz Aufsehen. Der mitlaufenden Security ist das nicht ganz geheuer. Nachdem aber nichts weiter passiert sind sie beruhigt. Die süsse deutsche Führung erklärt uns einige Besonderheiten des Hauses. Es ist sehr interessant.
Vom Parlament aus laufen wir Richtung St.Stephans-Basilika. Dort kann man auf einen Turm hoch. Auf dem Weg dorthin wollen wir uns noch die ehemalige Sparkasse anschauen. Es ist ein schönes Jugendstilhaus. Wir stehen gerade unschlüssig an einer Strassenecke als uns ein Herr anspricht und seine Hilfe anbietet. Er habe in der Schule deutsch gelernt und versuche die Sprache so häufig wie möglich anzuwenden. Er begleitet uns ein Stück und zeigt uns die besonderen Häuser in dem Viertel um die Nationalbank. Das ist echt nett. Bevor wir aber auf den Aussichtsturm der St.Stephans-Basilika gehen stärken wir uns in einem kleinen Kaffee mit den schokoladigen Spezialitäten aus Ungarn.
Abends wollen wir nicht mehr weit laufen und suchen uns ein Restaurant um die Ecke. Es ist Sonntag und sollte kein Problem sein. Wir haben uns das "Ruben" ausgesucht und stehen vor verschlossenen Türen. Erst denken wir wir sind etwas früh, aber durch die Fenster sieht man Leute drin sitzen. Ist wohl eine Privatfete. Mist. Naja, macht nix. Nicht weit ist ein anderes schönes Restaurant. Ist aber auch zu und dunkel. Ok, also das dritte, wieder etwas weiter. Auch zu. Das gibt es nicht. Sonntags sind offensichtlich die Restaurants zu. Wir gehen nochmals zum ersten Restaurant und sehen jetzt einen Kellner drin. Wir fragen per Handzeichen wann das Restaurant öffnet. Der Kellner schaut uns entgeistert an und öffnet die Tür. Diese blöde Tür geht einfach so schwer, dass man meint sie wäre verschlossen. Wie doof kann man eigentlich sein? Peinlich! Aber egal, Hauptsache es gibt was zu essen. Später trinken wir noch einen Absacker in einer urigen Kneipe. Der Besitzer hat alles mögliche an Retrosachen gesammelt. Stühle, Sessel, Couches, Tische, Lampen, Spielzeug, Radios und Fernseher. Alles was man sich nur vorstellen kann, einfach lustig. Todmüde, aber satt und sauber fallen wir ins Bett (Telefon ist immer noch aus!). Am Montag haben wir uns als erstes die große Markthalle vorgenommen. Leider sind ausser Touris kaum Einheimische zu sehen. Trotzdem kaufen wir Paprika als Mitbringsel.
Unten sieht man zwei mal das selbe Haus. Sie stehen sich gegenüber und sind nur durch eine schmale Gasse voneinander getrennt. Einmal nicht renoviert und einmal renoviert. Sowas sieht man sehr häufig.
Den Rest des Tages lassen wir uns einfach treiben. Hie und da ein Kaffee oder eine Kleinigkeit zu essen und ganz komod das warme Frühlingswetter und Budapest geniessen. Wir fahren noch mit der Strassenbahnlinie2, die Touristenroute mit dem mechanischen Abknipser, und schauen uns das Holocaustmahnmal an der Donau an. Abends gehen wir nochmals landestypisch essen und gönnen uns sogar einen Nachtisch. Ich habe Gnocchi mit Honig und Mohn. Das wollte ich unbedingt mal probieren. Elke bestellt sich einen Palatschinken. Danach nochmals in die Retrokneipe, weil´s so schön war. Dienstagmorgen fahren wir mit der Metro und dem Bus bis zum Flughafen und sind am frühen Nachmittag in Mainz zurück.