Fáilte - Irland 2012
Nach über vier Jahren treibt uns die Sehnsucht schon länger wieder nach Claddaghduff im Westen Irlands. Was liegt da näher als im Januar/Februar zu fahren wenn man die Insel fast für sich hat, die Niederschlagsmenge geringfügig höher ist als im restlichen Jahr und die Temperaturen über denen zu Hause liegen, dank eines wärmenden Golfstromes.
Am 28.01.12 geht es los, wir landen fast pünktlich in Dublin und werden mit Regen empfangen, der sich im Laufe des Tages in ziemlich untypischen, heftigen Dauerregen steigern wird. Da wir schon Profis sind geht die Übernahme des Autos schnell (komisch- wir sind die einzigen am AVIS-Schalter!) und um 13:00 Uhr starten wir gen Westen. Diesmal mit Hilfe des Navis, was für die vielen Kreisel um Dublin und später Galway doch ganz nett ist. Ansonsten kann man sich nicht wirklich verfahren, einfach geradeaus, nur auf der linken Seite sollte es sein.
In Clifden werden wir erwartet von Aldi auf der einen und Lidl auf der anderen Seite des Ortseinganges. Die sind definitiv neu. Wir gehen aber zum Supervalue und kaufen für Frühstücke und die ersten zwei Abendessen ein. Beim Wegfahren sehen wir, dass es unser heißgeliebtes ?Two-Dog-Café? nicht mehr gibt. Dabei waren Orange-and-Almond- sowie Banana-Cheese-Cake die wahren Beweggründe nochmal hierher zu fahren, zumindest für mich (jetzt wißt ihr auch wer diesen Bericht schreibt!).
Dann die restlichen 12 Kilometer nach Claddaghduff, seit Tagen freuen wir uns darauf in dieses Häuschen zu gehen, wo Mary meist schon ein Licht angemacht hat, damit auch Erstlinge es finden, oder auch schon mal den Kamin anfeuert. Wir wundern uns erst, dass das Tor offen steht. Erste Regel in Claddaghduff: nie das Tor offen lassen damit Schafe und Kühe nicht aufs Grundstück laufen. Die Haustür ist nicht abgeschlossen, aber das ist nicht ungewöhnlich hier. Dann sind wir aber doch entsetzt, enttäuscht, wütend als wir sehen, dass das Haus seit der Abfahrt unserer Vorgänger am Morgen nicht geputzt wurde. Wir versuchen Jodie anzurufen- Mary ist in Rente- erreichen sie aber nicht. Nach einigem Ärgern hilft alles nix: wir beziehen die Betten neu (es gibt hier immer einen Schrank voll Bettwäsche und Handtücher), putzen Bad und Clo, entsorgen den Müll, staubsaugen. Dann machen wir uns ans kochen, sind aber so sauer, dass wir denken: das war definitiv das letzte Mal hier. Nach dem Essen macht Thomas den Kamin an, was sehr viel leichter ist als früher weil ein Kaminkorb das Anfachen erleichtert, und so besänftigt uns das erste von mehreren Torffeuern ein wenig. Die Nacht ist sehr ruhig, außer dem Wind und dem Regen ist nichts zu hören und wir schlafen so lange und tief wie zuhause seit langem nicht mehr.
Morgens ist es trocken, wir frühstücken im Wintergarten und genießen die ersten Blicke auf Omey Island. Dann gehen wir zum Meer und sehen, dass aus den zwei Eseln mittlerweile vier geworden sind. Wie gut, dass wir gleich ein großes Paket Möhren in Clifden gekauft haben. Weil aber noch Flut ist beschließen wir zunächst die Runde um Aughrus More zu laufen. Am Ende des Ortes kommt uns der berüchtigte irische Sprühregen entgegen- nee, macht keinen Spaß- also drehen wir wieder um (damit wir von hinten auch noch nass werden). Ein "Latte" im Station House in Clifden mit Scones und Chocolate-Tarte am Sonntag mittag ist jetzt genau das richtige. Zurück fahren wir über Cleggan um zu gucken ob "Oliver's" offen hat, wo es die leckeren Cleggan-Grab-Claws gibt. Na ja - wie zu erwarten - es ist keine Hochsaison. In Claddaghduff ist mittlerweile Ebbe und auf dem Meer ist richtig was los. Also "setzen auch wir über" nach Omey Island, trauen uns aber noch nicht ganz auf die andere Seite der Insel, weil wir am ersten Tag die Tiden nicht ganz im Blick haben. Aber eine gute Seele hat einen Tidenplan ins Cottage gelegt. Beim Abendessen heute sind wir schon wieder überzeugt davon, dass wir auch noch ein fünftes Mal hierherkommen werden.
Eigentlich wollten wir heute den Diamond Hill erklimmen, aber die Wolken hängen so tief, dass wir ab 200 Meter nichts mehr sehen würden, und der Berg ist mehr als doppelt so hoch. Also fahren wir ein bißchen spazieren, nach Leenane, zum Lough Doo Pass, zur Kylemore Abbey, immer untermalt von dem ein oder anderen Regenschauer. Am Doo Lough waren wir schon zweimal, jedesmal hingen die Wolken tief. Wir hoffen es einmal im Sonnenlicht zu schaffen, denn dann muss es traumhaft sein. Nach so viel Pech, obwohl die tiefhängenden Wolken auch ihren Reiz haben, gönnen wir uns im tatsächlich offenen Cafe der Kylemore Abbey Kaffee und Kuchen.
Nachmittags genießen wir das Haus, den Kamin, kochen und essen. Ach ja und wir rufen den Vermieter des Hauses an, der total entsetzt ist darüber wie wir das Haus vorgefunden haben und auch direkt Jodie informieren will.
Nachdem es seit gestern trocken ist starten wir heute nochmal die Aughrus More Runde. Los geht es mit "Daisy" (die Kleine rechts im Bild), die zum Cottage zu gehören scheint und vollkommen irre wird wenn man mit ihr spazieren geht. Am Ende der Wanderung werden uns sechs Hunde begleitet haben, drei davon die ganze Strecke von 10km. Der treueste von ihnen bleibt anschließend die ganze Nacht (es wird ziemlich kalt) vor unserer Tür liegen. Über die Sky Road fahren wir nach Clifden zu Kaffee und Kuchen, verbringen ein paar Stunden im Haus und gehen abends in Clifden essen. Wieder zuhause finden wir eine ganze Tasche mit einer Entschuldigung von Jodie vor. Darin auch ein selbstgemachter "Shepards Pie" und alles zum zubereiten eines Irish Coffee, einschließlich Rezept.
Morgens liegt Whiskey (so hab ich ihn spontan genannt) immer noch auf der Stufe der Terrasse und ich bekomme ein furchtbar schlechtes Gewissen. Er / Sie will unbedingt wieder spazieren gehen aber: Die Sonne scheint! Also auf auf den Gipfel des Diamond Hill. Wir beschließen, dass die Erstbesteigung im Februar 2012 auf unsere Kappe geht. Die Sicht ist fantastisch, die Steine ab und zu vereist, der Aufstieg leichter als es von unten scheint und wir sind glücklich hier zu sein. Ein Kaffee in Letterfrack und ordentlich Kuchen mit viel Sahne runden den Tag ab. Gehen nach dem Abendessen (Jodies Pie) zu Sweenys, dem Pub, Geschäft, Post, Tankstelle, sozialem Brennpunkt, Veranstaltungsort etc. p.p. von Claddaghduff zum Whiskeytasting.
Dem Rat unseres gestrigen Mittrinkers folgend fahren wir die "Roundstone-Tour" diesmal über die Inlandsroute, sprich durch die Sümpfe. Es ist ein Grad über Null, was bei dem Wind schweinekalt erscheint und wir fühlen uns als wären wir in einer Mischung aus Mondlandschaft, Wüste und Steppe. Überall ist Wasser und Gras, wir schauen auf die Twelve Bens und Maumturk Mountains. Weil das Wetter so toll ist laufen wir, nach einem Kohlenhydratschub im "Upstairs-Downstairs", nach Omey-Island. Heute, an einem Donnerstag, sind wir die einzigen auf zwei Beinen dort. Omey-Island ist wirklich einzigartig und besonders . Die Kühe kommen uns entgegen, ein Bordercollie begleitet uns, Wolken ziehen auf, ein Traktor fährt übers Meer. Wenn nicht die Dunkelheit oder die Flut drohen würden, könnte man einfach hier bleiben. Aber uns locken ja ein Torffeuer und ein Cottage.
Drei Tage ohne Regen war schon zu lange, heute regnet es wieder. Wir fahren deshalb nach Westport, lassen die wolkenverhangenen Berge rechts liegen und fahren durch ein breites Flußtal. In Westport gibt es richtig viele Geschäfte und Cafés, da kann man sich mal wieder entscheiden in welches der Cafes man geht. Westport ist kein Touristenort, das merkt man gleich. Es sind viele Leute unterwegs zum Einkaufen und Arbeiten, hier ist richtig was los.
Auf dem Rückweg fahren wir noch beim Denkmal für den ersten Non-Stop Transatlantikfug vorbei. Es erinnert an John Alcock und Arthur Whitten-Brown die hier diesen Flug am 15.06.1919 mit einer Bruchlandung beendet haben.
Wir wollen auch noch zu der Stelle an der Guglielmo Marconi Anfang des 20.Jahrhunderts eine Radiostation hatte mit der ihm zum ersten mal eine Verbindung nach Übersee gelang. Jedes Jahr gibt es ihm zu Ehren die Marconi Clifden Celebrations. Um zu dieser Radiostation zu kommen, müsste man aber über einen unter Wasser stehenden Matschweg fahren. Das lassen wir dann doch lieber. In Clifden gab es auch das erste Seekabel nach Neufundland.
Wieder zuhause wollen wir die letzten Möhren an die süßen Esel verfüttern, aber die sind bei dem feuchten, windigen Wetter nicht hinter ihrem Schuppen hervorzulocken. Schade! Zum Abschluß gehen wir wieder in Clifden ins "Off the Square". Wir müßen noch das Thema traditionelle "Fish and Chips" abarbeiten. Und natürlich endet auch dieser Tag mit einem wunderbaren Torffeuer.
Nach dem letzten Frühstück im Wintergarten heißt es packen, ein bißchen aufräumen und unsere leeren Flaschen bei Sweenys an der Bottlebank abliefern. Weil unser Flieger erst um 17:50 abfliegt und die Straße ja ab Galway mittlerweile vierspurig ist , können wir uns ein bißchen Zeit lassen. Deshalb machen wir einen Abstecher nach Clonmacnoise, einer alten Klosteranlage deren Geschichte bis ins 6. Jahrhundert zurückreicht. Leider regnet es hier wieder, so macht das keinen richtigen Spass. Wir sind kurz vor 15:00 Uhr beim Autoverleiher, checken früh ein und lassen uns noch durch die riesige Shoppingmall des Dubliner Flughafens treiben vor dem Abflug.
Bei einem Imbiss planen wir wie unser nächster Irlandaufenthalt aussehen könnte- einschließlich einer Woche Claddaghduff-Cottage!
Ein paar Links:
-
Fessenden and Marconi: Their Differing Technologies....
- Youtube: Omey Races 2002
- Youtube: Clifden Visitors Guide
- Youtube: Marconi's Wireless Station