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Burgund 2011


Lange wollten wir mal wieder nach Frankreich. Allerdings waren die letzten Erfahrungen sehr verwässert und deshalb gönnen wir uns diesmal Hotelzimmer. Sie sollten allerdings mindestens im ersten Stock liegen, so dass man auch bei Starkregen trockene Füße behält. Optimistisch wie wir sind wollen wir mal wieder eine ganze Woche wandern. Bei einem Anbieter finden wir Wanderungen von zwei Standorten aus. Das hat den Vorteil gegenüber der Streckenwanderung, dass wenn es regnen sollte, man einfach im Hotel bleiben kann. In Burgund waren wir zuletzt im Juni 1996 und hatten damals super Wetter, trotz zelten.

Samstag den 17.09.2011 fahren wir um 7:30 in Mainz auf die Autobahn. Um 8:50 erreichen wir die französische Grenze, wo uns Zöllner kurz taxieren um uns sogleich durchzuwinken. Wir haben halt ehrliche Gesichter. Wenn wir allerdings vorher gewusst hätten was der Burgunderwein kostet, hätten wir vielleicht etwas Wein nach Frankreich geschmuggelt. Weiter auf der Autobahn fahren wir für 5,20€ bis kurz hinter Nancy und trödeln dann ein wenig auf der Landstrasse herum. In Neufchâteau trinken wir einen Kaffee und bereiten uns so langsam auf eine gemütlichere Gangart vor. Vor Dijon schwenken wir wieder auf die Autobahn ein, weil wir sonst durch die Stadt müssten, das muss dann doch nicht sein.

Am frühen Nachmittag kommen wir in Beaune im Hotel La Closerie an. Beaune hat etwa 22.000 Einwohner und liegt im Département Côte-d'Or der Region Burgund. Den ganzen Tag über war der Himmel etwas trübe, aber jetzt scheint die Sonne und es sind bestimmt 20°C. Weil man ja nie weiss, ob es nochmals so sonnig wird, beschliessen wir einen Besuch des Hotel Dieu. Die bunten Keramikdächer müssen jetzt toll aussehen. Das Hotel Dieu ist ein ehemaliges Krankenhaus. 1443 erbaut wurde es bis 1971 noch genutzt. Heute ist es ein Museum und kann für 6,70€ Eintritt besucht werden. Wir kennen es schon und sind deshalb hauptsächlich zum fotografieren da.

Innenhof des Hotel Dieu
Detailansicht im Hotel Dieu Detailansicht im Hotel Dieu Detailansicht im Hotel Dieu
Wasserhahn in der Küche Im Schlafsaal Detailansicht in der Apotheke
Schlafsaal des Hotel Dieu

Peugeot in Reih und Glied
In Beaune ist der Teufel los. Hier sind immer viele Touristen, zusätzlich ist aber auch noch Jazzfestival und Antiquitätenmarkt. Vor dem Hotel Dieu stehen einige alte Peugeots. Scheinbar hat der hiesige Oldtimerclub die Gunst der Stunde genutzt sich zu präsentieren. Die Autos sind wirklich toll restauriert und wie wir später sehen werden natürlich fahrbereit. Elke ist ganz besessen von den schönen Details und macht viele Bilder. Am liebsten würde sie mal eine Runde drehen.

Alter Pritschenwagen Peugeot-Löwe Hochglanzpolierter Rücken
Peugeot-Löwe Peugeot-Löwe Peugeot-Löwe
Pfarrkirche Notre-Dame Pfarrkirche Notre-Dame

Am Platz Carnot
Am Platz Carnot spielt eine Jazzband und wir hören eine Weile zu. Dann laufen wir durch die Stadt. Es gibt unendlich viele Weinläden; einer teurer als der andere. Ein altes Sprichwort heisst glaube ich: "Zu viele Touris verderben den Preis". Weil so viel los ist reservieren wir uns vorsichtshalber einen Tisch in einem Restaurant. Trotz gesalzener Preise leisten wir uns eine Flasche Pinot-Noir für 23€ und das ist der preiswerteste. Im Menü für je 20€ gibt es Salade Chèvre Chaud und geräucherten Lachs, dann gegrillten Schinken und Poulet sauté, jeweils mit leckeren Fritten, und zum Nachtisch Apfelkuchen. Ist alles gut - da gibts nix. Auf dem Nachhauseweg schauen wir schon mal nach anderen Restaurants, wir sind ja 4 Nächte hier. Müde fallen wir in die Betten und freuen uns auf die erste Wanderung.

Restaurant bei Nacht

Kleine Kirche bei Reulle-Vergy
Am nächsten Morgen sehen wir, dass es geregnet haben muss. Alles ist nass aber wir haben tief und fest geschlafen und nichts gemerkt. Zum Frühstück gibt es alles was das Herz begehrt. Ein rein französisches Frühstück wäre uns zu wenig. So können wir uns für den Tag stärken, die erste Wanderung in Reulle-Vergy steht an. Wir haben wieder super Kartenmaterial und Wanderbeschreibung bekommen. Das ist wirklich klasse bei Wikinger. Leider sind wir 5 Minuten zu spät dran. Eine französische Wandergruppe läuft scheinbar den selben Weg und ist jetzt vor uns. 20 Mann/Frau auf sehr schmalen Wegen zu überholen ist gar nicht so einfach. Bei einer Kirche wagen wir den Überholvorgang und schaffen zumindest die Hälfte der Mannschaft. Der 2. Teil dauert leider nochmals etwas, aber danach geben wir Gas. Der Herbst hat die Landschaft schon hie und da eingefärbt. Weit und breit wird Wein angebaut und wir sehen Winzer beim Lesen. Die Sonne kommt auch etwas heraus und wärmt uns. Nur im Schatten mit dem noch kalten Wind ist es etwas unangenehm. Die 15km schaffen wir recht leicht, die Steigungen sind hier nicht so dolle. Auf der Karte kann man die Parkplatzsymbole anklicken um zu sehen wo welche Wanderung ist.

Unterwegs Unterwegs Unterwegs
Elke beim Fotografieren Rückblick
Hügelige Landschaft

Wein so weit das Auge reicht
Auf dem Weg kommen wir in einem kleinen Dorf vorbei. Hier werden Produkte aus den Cassisbeeren verkauft, zum Beispiel Crème de Cassis für den klassischen Kir. Es ist zwar Sonntagmittag, aber der Dorfladen hat auf. Immer wieder kommen wir an Walnussbäumen vorbei und nehmen die am Boden liegenden Nüsse mit. Leider haben wir an keine Tüte gedacht, so werden es halt nur ein paar für den sofortigen Verzehr. Nach der Wanderung fahren wir nach Nuits-St-Georg. Auch hier ist gerade ein Antikmarkt und wir schauen uns ein wenig um. Nuits ist nicht besonders gross und wir haben Probleme ein geöffnetes Cafe zu finden. Ein PMU ist offen und wir trinken unseren Kaffee draussen im Schatten wo es doch noch recht frisch ist. Über Aloxe-Corton geht es weiter nach Meursault. Hier wächst ein ganz berühmter Wein und vor 15 Jahren waren wir hier mal mit dem Zelt. Ein Deja-Vue will sich allerdings nicht einstellen.

Typischer Dorfplatz
Weindorf unterwegs

Hotel Dieu bei Nacht
In Beaune zurück schauen wir noch bei der Winzerkooperative vorbei. Vielleicht lässt sich ja dort ein Schnäppchen ergattern. Der Wein ist etwas billiger, aber nicht wirklich preiswert. Abends suchen wir uns eine Brasserie zum Abendessen aus. Das ist auf jeden Fall etwas billiger und auch nicht schlecht. Endlich gibt es für mich Jambon Persilé. Das ist gekochter Schinken in Sülze mit viel Petersilie - hmmm. Danach ein typisches Boeuf bourguignon und zum Nachtisch 4 verschiedene Käsesorten deren Namen ich natürlich längst vergessen habe. Nach so einem Tag ist das der richtige Abschluss.

Heute Morgen ist es sehr bewölkt. Die Wettervorhersage behauptet aber, dass es besser wird. Wir werden heute zwei kurze Wanderungen machen, weil das Wetter so unbeständig aussieht und man dann vielleicht im Notfall schneller zum Auto kommt. Die Erste beginnt in Pernand-Vergelesses, einem kleinen Weindorf. Wir werden ein Plateau umrunden und dabei immer an Weinbergen vorbei laufen. Die Landschaft ist fast langweilig, nur Wein, Wein, Wein. Leider nieselt es immer mal wieder. Es wird aber nie so viel, dass man eine Regenjacke bräuchte.

Wingertshäuschen Licht an Weinblatt Blick in die Ebene
Lichtstimmung in der Ebene

Bouilland
Die zweite Wanderung beginnt in Bouilland. Die Landschaft ist ganz anders. Es gibt keine Weinberge mehr, sondern Felder, Wald und einsam gelegene Bauernhöfe. Hier beginnt der Naturpark Morvan. Leider regnet es mehrmals kurz und heftig. Wir verschanzen uns jedesmal gemeinsam unter einem Poncho und warten den Schauer ab. Insgesamt aber trotzdem eine schöne Wanderung. In Bouilland suchen wir vergebens ein Cafe. Früher war das auch mal besser. Da gab es in jedem Dorf eine Kneipe. Auch der Kaffee selbst war besser. Meistens ist er dünn und nicht richtig heiss; richtig lieblos. Die Globalisierung macht selbst vor so was wie Kaffee nicht halt. Wir fahren nach Beaune zurück und kaufen in der Kooperative 3 Flaschen Wein zum mitnehmen nach Hause. Danach relaxen wir ein wenig auf dem Zimmer bevor wir in die Stadt zum Abendessen gehen. Heute gibt es Kartoffel-Epoisses-Kuchen, geräucherte Makrele mit Tomaten-Basilikum-Vinaigrette, Hase in Senfsosse, Gnocchi mit Muscheln und zur Nachspeise Crème Brûlée und 4 verschiedene Käse. Wow. Dazu gönnen wir uns einen Chardonnay aus Meursault. Der schmeckt ein wenig harzig, ist aber trotzdem süffig.

Bouilland
Kalkfelswand
Spaziergang durch Beaune Spaziergang durch Beaune Spaziergang durch Beaune
Spaziergang durch Beaune Spaziergang durch Beaune Spaziergang durch Beaune

Boeuf Bourgingnon
Schon beim ersten Augenaufschlag sehen wir die Sonne. Super, es sind zwar nur 7°C, aber es ist keine einzige Wolke am Himmel. Nach einem guten Frühstück fahren wir nach Nolay. Die Wanderung heute ist zwar nur 17km lang, dafür werden es 793 Höhenmeter. Es geht dreimal die Kalkfelsen rauf und wieder runter. Auf der Karte kann man das ein wenig erahnen. Wir schwitzen ganz schön, denn im Tagesverlauf wird es richtig heiss. Aber es macht Spass. Die Landschaft ist unglaublich schön. An den senkrecht abfallenden Kalkfelsen sehen wir Kletterer. An einer Stelle hören wir ein "Hallo", aber es ist niemand zu sehen. Unter einem Strauch am Fels versteckt sitzt ein älterer Herr, Engländer, und hält ein Seil in der Hand. Er erzählt uns, dass seine Frau etwa 50m unter ihm in der Wand klettert. Später sehen wir wie sie oben ankommt und sind erstaunt welches Alter die Dame hat. Sachen gibts!

Paorama über Nolay
Auf der Wanderung Auf der Wanderung
Auf der Wanderung Auf der Wanderung
Da hängt einer in der Wand Nahaufnahme
Panorama Cormot-le-Grand
Nolay: Kirche Saint-Martin Nolay: Markthalle

Weinkarte
In Nolay gönnen wir uns am Marktplatz einen Kaffee. Dieser ist endlich mal so wie er sein sollte. Elke bekommt sogar heisse Milch dazu. Die Dachkonstruktion der Markthalle muss 600Kg/m2 aushalten, das ist nicht schlecht. In Beaune machen wir diesmal einen Shoppingabend. Ein paar Spezialitäten müssen wir aus dem Urlaub ja mitbringen. Wir kaufen einen Vinaigre de Cassis. In einer Vinothek leisten wir uns noch ein Glas Meursault aus 2004 und einen Cremant de Bourgogne. Abendessen gibt es diesmal in einer Pizzaria. Ich habe mich schon die ganze Zeit auf ein paar 'Moules frites', gefreut, die krieg ich hier. Zum Nachtisch diesmal Fromage Blanc, das ist so was Ähnliches wie Quark, aber viel cremiger. Um das ganze abzurunden lege ich noch einen Marc de Bourgogne oben auf.

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