Es ist Waschtag und wir kämpfen mit der Technik. Eigentlich ist das ganz einfach; viele Knöppe gib es nicht. Wir müssen zu Yvonne, der Platzwartin. Sie redet ein einigermassen verständliches Englisch und ist offensichtlich über jeden Schwatz erfreut, denn ich komme noch öfter zu ihr. Nun frage ich sie wegen der Waschmaschine und sie kommt sofort mit um uns in der Laundry bei Seite zu stehen. An einem Knopf kann man die Temperatur einstellen - nur der COLD funktioniert. Muss man aber wissen! Nach gut 20 Minuten kontrolliert Elke das Ergebnis. Hmmm. Manches ist nass, manches nicht. Die Maschine lässt sich nochmals starten- na dann! Einen Waschgang später ist die Wäsche zwar nass, sauber sei mal dahingestellt, aber geschleudert ist sie nicht. Also wieder zu Yvonne und Geldwechseln. Wir hatten extra 2$-Stüke gesammelt; der Automat will partout 1$-Stücke. Nach 2 Trocknergängen, Yvonne ist längst zu Hause, frage ich bei Nachbars nach Wechselgeld.
Wie immer kommt man ins Gespräch. Woher kommt man, wohin geht es noch, wie lange bleibt man. Das ist der Standard. Heute kommt noch die Kür dazu. Sie erzählen, dass es hier normalerweise "overcrowded" sei und man auf der A1 mit maximal 40 fahren könne. Unser
Campingplatz hat bestimmt 50 Plätze und gerade mal 5 sind belegt. Das ist uns schon auf der Herfahrt aufgefallen. Alle Motels, Hotels, Touristparks und Campingplätze sind extrem leer. Viele haben wohl abgesagt. Zum Schaden an der Umwelt kommt so noch Wirtschaftlicher dazu.
Morgens ist es recht frisch, es geht ein Wind und es ist durchgehend bewölkt. Mehr als 20° werden es heute nicht werden, und das im Hochsommer in Australien! Wir brechen auf um den Walk zum "Lakes Entrance" zu laufen. In
Lakes Entrance gehen wir über die Fußgängerbrücke auf die vorgelagerte Landzunge. Dort beginnt der Walk. Als erstes sehen wir ein "CLOSED"-Schild; können uns allerdings keinen rechten Reim drauf machen und laufen einfach los. Es ist unglaublich was auf purem Sand alles wachsen kann. Es gibt schöne Sträucher mit Blüten, größere Bäume die wir noch nicht gesehen haben und tolle Vögel. Es nieselt etwas.
Dort wo der "Eingang zum See = Lakes Entrance" ist, sehen wir Seehunde und Kormorane. Das ist doch schon mal was. Nach 2 Stunden sind wir zurück und gönnen uns einen Café in den "Three Sisters". Die Bedienung erklärt uns den Unterschied zwischen einem FLAT WHITE und einem LATTE. Der Anteil Milch ist es nicht, das dachte Elke, sondern es ist der Anteil Schaum obendrauf. Wieder was gelernt - war der Tag nicht umsonst :-). In den Zeitungen am Tresen lesen wir die neuesten Nachrichten. Irgendwo in der Nähe von Bairnsdale, unweit von hier, sind Menschen noch immer ohne Telefon und Strom. Mehere Famillien halten über Funk Kontakt zueinander. In Australien darf man ohne Lizenz mit 5W in UHF funken und es gibt sogar Relais. Auf sehr vielen Autos sieht man Kurzwellenantennen. Wahrscheinlich CB im 11m-Band. Die Antennen sind zwar wesentlich zu kurz - aber immerhin. In einer Annonce der Regierung werden Reservisten einberufen um zu helfen. Viermal fliegen Armeehubschrauber über uns; einmal mit einem Transportnetz unter sich. Die Auswirkungen sind überall sichtbar. Die Restaurants sind geschlossen und die Ausflugsboote liegen fest.
Wir laufen die Esplanade rauf und runter um Postkarten zu kaufen. Kein leichtes Unterfangen. Mittlerweile sind wenigstens einige Leute unterwegs. Touris sind es aber, glaube ich, nicht. Auf der Rückfahrt entdecke ich einen riesigen Flughund, der an der Stromleitung abhängt.
Heute Abend gehen wir in
Lake Tyers essen. Das besteht aus etwa 3 Häusern - eins davon eine Bar und das
Restaurant. Yvonne erwähnte einen kostenlosen Shuttleservice zurück für die 1,5km.
Bis zum Essen verschanzen wir uns im Bus. Es ist echt kalt. Wir machen uns sogar einen heissen Tee! Gegen kurz nach 5 laufen wir los und schaun uns noch etwas die Nachbarschaft an. Hier gibt es wirklich tolle Häuser. Die Meisten mit riesigen Veranden und Fensterfronten. Mal sind sie eher traditionel, mal sehr stylisch. Das Restaurant ist recht leer, aber viele Tische vorreserviert. Das haben wir an einem Donnerstagabend HIER nicht erwartet. Man bestellt am Tresen und bezahlt auch gleich - sehr praktisch. Hinterm Tresen steht eine Irin aus Dublin die mit einer Band hier ist und sich zusätzlich Geld verdient. Interessant dass auch sie die Aussiesprache nicht immer versteht. Elke nimmt eine Lammpizza mit einem Applecider und ich bestelle das Prawn-Basket mit handgeschnitzten Pommes - dazu ein Pale Ale. Was das mit dem Basket auf sich hat sieht man sehr gut auf dem Bild. Ich habe zwar nicht gezählt, aber 50 waren es mindestens. Boah, nicht schlecht und super frisch. Das ganze für 20$ (~14€)! Das Lokal füllt sich zusehends und wird am Ende proppenvoll.