Wer sich gewundert hat, dass gestern kein Blog-Beitrag erschien - es gab nix zu berichten. Ich habe mich von meiner Privatkrankenschwester pflegen lassen. Mit Erfolg wie man liest.
Heute geht es mir wieder gut. Das ist auch besser so, denn wir wollen mit einem Guide etwas Fahrradfahren und dann eine Bootstour zu den Schwimmenden Dörfern unternehmen. So der Plan.
Butta, (er trägt leider kein Badge, die Schreibweise also 100% verkehrt) holt uns um 8:30 ab. Mit dem Jeep geht es südlich aus Siem Reap raus.
In Prasat Bakong biegen wir von der geteerten Strasse auf eine Piste ab. Butta erklärt uns dass sie zwar keinen weissen dafür aber roten Schnee hätten. Man muss sich dazu nur rumdrehen. Das Auto wirbelt roten Sand auf.
Kurz drauf halten wir beim Fahrradverleiher in einem Dorf und suchen uns aus mehreren Fahrrädern die besten aus. Die Bauweise der Drahtesel hier ist gänzlich unterschiedlich zu unseren. Die sind dazu konstruiert längere Srecken zu fahren. Die Sitzposition ist eher "Affe auf Schleifstein". Nach dem Aufsuchen des örtlichen, privat aussehenden Stehklos geht es los. Butta ist von seiner Art her ganz anders als die bisherigen Guides. Er ist sehr offen und erzählt auch viel privates.
Der erste Stopp ist bei einem Stelzenhaus mit Feldern und Kühen und wir schauen uns das normale Leben auf dem Land an. An einem Markt machen wir Halt. Das ist das erste Mal dass wir mit einem Guide über einen Markt schlendern und natürlich überhäufen wir ihn mit Fragen. Es gibt unheimlich viele Obst- und Gemüsesorten, die wir nicht kennen. Von den Gebräuchen aus verschiedenen Fischteilen Soßen herzustellen, oder dass man Blut in Blöcken kaufen kann will ich gar nicht so ganz genau wissen. Bei einer Frau die Lotusblumen und Samen hat, zeigt er uns wie man aus den Stängeln der Lotusblume Seide machen kann. Ein Schal davon kostet 800$. Er kauft eine Samenkapsel und zeigt uns wie man die Samen schält um an den weissen Inhalt zu kommen. Elke meint, es schmeckt etwa wie frische Haselnüsse. Für uns Fotografen ist so ein Markt natürlich das Größte. Auch weil die Kambodschaner völlig unverkrampft damit umgehen. Nach etwas mehr als einer Stunde sind wir am Ausgangspunkt zurück. Wir dachten eigentlich mit dem Fahrrad bis an den See zu fahren. Wäre mit den Vehikeln aber auch kein Spaß geworden :-).
Was es alles gibt!
So sieht eine Tankstelle aus
Während Butta eine frische Kokosnuss ausschlürft erzählt er von seinem Leben als Junge und was sich seitdem alles geändert hat. Er ist 34Jahre alt, aber in der Zeit ist in Kambodscha viel passiert. Großes Thema bei ihm auch die Ungerechtigkeit in seinem Land. Es gibt ein paar seeehr Reiche und sehr viele Arme. Hier auf dem Land kann man das an den Häusern sehen. Die Menschen haben - noch - ihr eigenes Land für Reis anzubauen und können Fischen, aber es reicht nur zum überleben. Geld für Privatschulen oder medizinische Versorgung haben sie nicht. Auch ein Thema bei ihm. Ohne Geld nur staatliche Versorgung und die taugt nichts. Ein Bett im Krankenhaus kostet 25$ pro Nacht. Wer das nicht bezahlen kann bekommt eine Erlaubnis mit 100 Anderen auf dem Boden zu nächtigen. Wir fragen ihn was eine Roommate monatlich verdient. Er sagt, wenn es ein guter Besitzer ist, 100-120$.
Wir steigen ins Auto und fahren zum Tonle Sap See. An einem Ticketshop kauft er die Tickets für die Bootstour und zeigt auf ein Feld. Hier steigen die Touris in der Regenzeit in die Boote. Dann fahren wir noch etwa 4 km bis zu unserem Einstieg. Der See wächst um das 7-fache in der Regenzeit.
Dann steigen wir in ein Boot. Wir haben es für uns alleine, wie fast alle Touris hier. Wenn die Chinesen fehlen ist das Geschäft am Boden. Den See sehen wir nicht, nur ein schlammiges Rinnsaal. Die Schiffschraube hat gerade mal so viel Wasser das sie ganz unter Wasser ist. Beim Starten wird massig Dreckwasser hochgeschleudert. Hier sind bereits die "schwimmenden Dörfer". Wir dachten die wären im See. Nö, bei Hochwasser sind diese Häuser hier gerade so noch über dem Wasser. Das haben wir uns auch anders vorgestellt. Der Kapitän schaut verdächtig oft Richtung Motor oder Schraube. Dass sie funktionieren ist weithin zu hören und zu sehen. Irgendwann stoppt er, schaltet den Motor aus und schaut mal nach. Ein Keilriemen sieht sehr locker aus. Erklärt vielleicht auch den Gummigeruch etwas. Jetzt bräuchte man mal den ADAC. Kurzum, nach meheren Versuchen entscheiden wir umzudrehen. Das macht keinen Sinn. Nur Wenden ist bei dem Rinnsaal nicht so leicht und prompt stecken wir quer fest. Alle Versuche scheitern. Die Hilfsbereitschaft anderer Bootsbesitzer ist aber groß, wahrscheinlich auch weil die Fahrrinne versperrt ist. Ein Boot schubbst uns gerade. Das Weiterfahren wird noch durch 2 weitere Reparaturversuche begleitet bis nichts mehr geht. Ein Anruf an ein Ersatzboot bleibt unbeantwortet. Eigentlich kommen ja genügend Boote vorbei - Könnte da man nicht einfach umsteigen? Ich schlage es Butta vor und wir nehmen das nächstbeste - besetzt mit 2 Deutschen. Das Boot bringt uns wohlbehalten zurück. Butta ist das peinlich, aber was solls. Klappt nicht immer mit der Technik und die ist schon sehr einfach.
Ein großes Problem hier ist der Plastikmüll. Er verfängt sich in den Schiffsschrauben, wird entfernt, tatsächlich auf dem Boot gesammelt und mit an Land genommen. Dort aber achtlos liegengelassen und mit der nächsten Windböe wieder in den See geweht. Unter den Stelzenhäusern liegt alles voller Müll und wenn die nächste Regensaison kommt landet das natürlich auch im See. Es ist wirklich furchbar, scheint aber die Menschen nicht zu stören oder zu interessieren.
Auf dem Rückweg hält Butta an einem der vielen Stände am Strassenrand. Die Gegend ist berühmt für ihren Sticky-Rice. Reis, Soyabohnen, Zucker und etwas Kokosnusssaft werden in ein Bambusrohr gestopft und dann dies verschlossen und auf ein offenes Feuer gelegt. So kocht der Reis darin gar. Schmeckt lecker und wir hatten das schon mal in Vietnam.
Wir probieren die Speziaöität Sticky-Rice
Gegen 5 laufen wir wieder los. Zuerst schauen wir uns auf dem Markt an der Ecke einen gewebten Mantel an. Der hat es Elke angetan, ist mit 76$ quasi ein Schnäppchen, aber der Platz im Koffer fehlt. Außerdem ist so viel Stoff bei der Hitze undenkbar. Mittlerweile haben wir das eine oder andere Souvenir bzw. Mitbringsel gekauft - da wird der eh schon knappe Platz auch nicht mehr.
Die "Restaurants" werden jeden Abend neu aufgebaut
Wem's gefällt
Ein Absacker am Pool
An der Pubstreet leisten wir uns für 1$ jeweils ein Bier. Dazu bekommt man ein in Jasminwasser getauchtes, eiskaltes Tuch zur Erfrischung. Sehr angenehm. Beides. Es ist zwar mit den vielen Touris recht unterhaltsam, aber essen wollen wir hier nicht. Elke hat ein kleines Restaurant ausfindig gemacht, dass jungen Leuten die sonst keine Chance hätten, eine Ausbildung zukommen lässt. Es liegt Abseits von allem Trubel; schon mal nicht schlecht, in einem Garten. Leider sind dort alle Tische reserviert, aber wir können auf einem Balkon einen Tisch haben. Wir bestellen Frühlingsrollen, Lok Lak (Rindfleisch mit Kampot-Pfeffer) und Cashewnut Chicken. Alles ist sehr lecker, die Bedienung ist unheimlich aufmerksam. Das Lok Lak ist besser als in Phnom Penh. Die Atmosphäre im Garten, auf den wir schauen, ist friedvoll - alles in allem - sehr angenehm.
Über einen kleinen Umweg gehen wir zum Hotel zurück und gönnen uns zum Abschluß ein Glas Rotwein am Pool.