Bild: Susi heisst ab jetzt ObelixAm Mittwoch, dem 10. Juli, ging es nach Kachetien.
Unterwegs referierte PB über ”Der Kaukasus - Berg der Sprachen und Gebirge der Konflikte”. Auf dem Weg nach Bodbe wurde am Straßenrand Obst eingekauft - seitdem heißt Susi mit ihrem Kürbis Obelix. Die Straßen sind eingesäumt von Nussbäumen, deren Früchte allen gehören.
Das Frauenkloster Bodbe ist eines der berühmtesten im Lande, weil hier die heilige Nino begraben liegt, die Heilige, von der man ständig erzählt bekommt und die in Georgien sehr verehrt wird. Ich habe schon als Kind mit Begeisterung die Heiligenlegenden bei meiner Großmutter gelesen und so gefällt mir natürlich auch die Geschichte mit Nino.

Bild: Obstkauf an Strassenrand Beim Stadtrundgang in Sighnagi, das in Terrassen an den Hängen eines Berges liegt, habe ich gleich meinen ersten Stolperer hinter mich gebracht, so dass ich in Zukunft vorsichtiger war und auch auf den Boden achtete, was wirklich sehr sinnvoll ist. Die Sache hätte dumm ausgehen können und hat auch bis zum Abend schlecht ausgesehen. In diesem malerischen Städtchen habe ich die teuersten Briefmarken meines Lebens gekauft. Porto für eine Karte = 2 € und dann weiß man nicht einmal, ob diese Karten je ankommen, es bleibt nämlich kaum Platz für die Adresse bei 4 Briefmarken. Aber allein der Erwerb ist ein Abenteuer und man hat das Gefühl, drei Menschen Arbeit gegeben zu haben. Eine Person holt die Marken aus dem Schrank und übergibt sie einer anderen, die jeweils 4 Stück abzählt. Dann schreibt die erste eine Quittung mit Durchschlag und Stempel und trennt die Hälfte davon ab, wahrscheinlich um Papier zu sparen. Eine dritte Person sitzt dabei und guckt zu. Dies war der erste Akt in Sachen Heimatpost!

Die Weinprobe in Gurjaani war mehr auf Verkaufsveranstaltungen ausgerichtet, wenn auch meines Wissens von uns niemand etwas gekauft hat. Die Preise waren ziemlich hoch. Der wichtigste Nebeneffekt bei solchen Stopps ist die Möglichkeit, ein WC vorzufinden. Dieses werde ich sicher nicht vergessen. Ich war in dem für Männlein vorgesehenen und kam nicht mehr heraus. Die Tür ging einfach nicht mehr auf und ich habe verzweifelt gezerrt, gedrückt, gerüttelt und zuletzt um Hilfe gerufen. Irgendwann funktionierte es dann doch und ich habe allen geraten, diese Tür nicht zuzuschließen. Dort wollte ich wirklich nicht zurückbleiben.
Bild: Sighnagi
Bild: Sighnagi Bild: Bodbe Bild: Bodbe
Der letzte Besuch galt dann der Georgs-Kathedrale in Alawerdi, einem wirklich eindrucksvollen Bauwerk. Von dort stammt die Aufnahme unserer Bildpostkarte an die Familie. Um 18 Uhr besuchten wir die Evangelisch Lutherische Gemeinde. Ich sehe zwar den Pastor noch vor mir, finde aber leider nichts auf meiner eingebauten Festplatte. In Erinnerung blieb mir nur, dass er zum Gottesdienst prozentual mehr Schäfchen in seiner Kirche hat als ein Pastor in Deutschland.
Das Abendessen war wieder Spitze, allerdings in einem sehr lauten Lokal, bei dem zudem noch gesungen wurde. Lediglich ein paar folkloristische Tanzeinlagen waren sehr gut und haben besonders Susi begeistert.
Noch ein spezieller Vermerk zu Susi: Wer mit ihr reist, kann beruhigt schlafen. Sie weiß sofort in jedem Hotel, wo der Notausgang ist und kennt den Fluchtweg schon vor dem Einchecken, im Bus erspäht sie sofort die Nothämmer und am allerschönsten ist ihre Fürsorge für die Nacht: Jeden Morgen habe ich etwas Essbares auf meinem Nachttisch gefunden - Wasser habe ich sowieso immer am Bett stehen. Dies ist Susis Vorsorge für Erdbeben. Sie ist zwar sicher, dass ich mich beim aus dem Bett rollen auf die falsche Seite fallen lasse, aber immerhin habe ich etwas gelernt und werde sicherlich auf jeder weiteren Reise daran denken.
Bild: Georgs-Kathedrale in Alawerdi
Bild: Georgs-Kathedrale in Alawerdi Bild: Georgs-Kathedrale in Alawerdi Bild: Georgs-Kathedrale in Alawerdi

Bild: Festung Ananuri Donnerstag, 11. Juli: Der Große Kaukasus
Wie fast immer Abfahrt erst um 9 Uhr - auf früheren Reisen fuhren wir stets viel eher los - und ausgerechnet heute ist es bedeckt und regnerisch. Es geht auf der seit Urzeiten bekannten georgischen Heerstraße durch den großen Kaukasus vorbei am leider sich nicht zeigenden Kasbek (5047 m) bis zur russischen Grenze. Irgendwie erinnert mich das an Usbekistan. Dort habe ich mich nach der Wüste auch aufs Gebirge gefreut - und siehe da, es war nebelig und hat geregnet.
Der erste Stopp war die Festung Ananuri - alles dazu kann man sicher bei Wikipedia nachlesen. Interessant ist so nebenbei, dass wir einen Autounfall mitbekamen. Susi hat sogar direkt gesehen wie das Auto von der Straße abkam, sich drehte und mit Karacho an die Absperrung geschleudert wurde, wobei ein Teil in die Schlucht hing. Leute kamen herausgekrochen, also keine Verletzten. Im Handumdrehen war die Polizei da und bis zu unserer Weiterfahrt war das Fahrzeug auch mit Hilfe vorbei kommender Autos wieder so weit zusammengekloppt, dass es weiterfahren konnte. Über den Zustand kaukasischer Autos wird sicher Susi noch berichten. Mich wundert so etwas nach Afrika und etlichen östlichen Ländern schon lange nicht mehr.
Bild: Festung Ananuri Bild: Festung Ananuri
Bild: Festung Ananuri Bild: Festung Ananuri
Leider wurde das Wetter nicht besser, so dass wir von der herrlichen Landschaft hinauf zum Kreuzpass außer 30 km Straßenbaustelle nicht viel sahen. Im Skizentrum Gudauri wird heftig gebaut. Bei 8 Monaten Winter ist dort sicher einiges los.

Was immer wieder auffällt sind Kühe, die auf Brücken liegen, gerade so viel Platz für die Durchfahrt eines Autos lassen und sich auch keinen Millimeter wegbewegen, wenn ein Bus kommt. Wir erfahren, dass sie die Kühlung der darunter liegenden Bächen genießen. Da sage noch mal einer ”blöde Kuh”.

Bild: Dreifaltigkeitskirche Zminda Sameba So allmählich stellt sich heraus, dass die Planungen der georgischen Reiseleitung etwas abwegig waren, wofür PB nichts kann, aber leider die Maulerei aushalten muss. Die vorgesehene Wanderung von Kasbegi (1700 m hoch) nach Gergeti zu der auf einem dem Kasbek vorgelagerten Berg (2170 m) zur Dreifaltigkeitskirche Zminda Sameba, die hin und zurück mit 3,5 Stunden angesetzt war, ist ganz einfach unmöglich. In einigen Reiseführern ist allein der Aufstieg mit 4 Stunden angegeben. Ich habe so den leisen Verdacht, dass von vornherein geplant war, die bereit stehenden Autos zu benutzen, die natürlich extra bezahlt werden mussten. Einige blieben unten und suchten sich ein Café und wir anderen bretterten die Serpentinen auf miserablem Weg den Berg hinauf. Ich dachte bei jeder Kurve, mir fliegt er Kopf weg. Schade, dass die Aussicht nicht besser war.
Bild: Dreifaltigkeitskirche Zminda Sameba Bild: Dreifaltigkeitskirche Zminda Sameba Bild: Dreifaltigkeitskirche Zminda Sameba
Zurück am Bus wurde beschlossen, dass wir durch die etwas gewonnene Zeit den kurzen Weg zur russischen Grenze fahren. Außer dass gebaut wird, ist an dieser Grenze absolut nichts los. Vor der langen Rückfahrt über den Kreuzpass und die endlose Baustelle schlachteten wir noch die von Marlies erstandene Wassermelone.

Bild: Großer Kaukasus Bild: Russische Grenze

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