Nun geht es wieder zum Ausgangspunkt unserer Reise zurück. Aber nicht auf dem direkten Weg sondern auf einem weiträumigen Bogen durch "The Trossachs". Das ist eher hügeliges Weideland und wir laufen kurz durch Aberfoyle und dann ein kleines Stück um den Loch Katrine, der nur von Wald umgeben ist. Und wieder regnet es bei der Fahrt über den Firth of Forth Bindfäden so dass nichts wird aus anhalten und fotografieren der Eisenbahnbrücke. Unser Auto, mit 1400 Meilen mehr auf dem Tacho, geben wir am Flughafen so schnell ab, dass wir kaum Zeit haben Taschen und Rucksäcke rauszuräumen. Und schon stehen wir an der Bushaltestelle für den Shuttlebus in die Stadt. Nach etwa einer halben Stunde sind wir auch schon an der Haltestelle, die die Frau am Infoschalter als nächstgelegene zu unserer Unterkunft empfohlen hat. Nachdem wir uns orientiert haben in welche Himmelsrichtung wir laufen müßen, schleppen wir Koffer über riesige Bordsteine Richtung "Inchgrove House". Wie gut, dass es höchstens 10 Minuten Weg sind und wir immer mit leichtem Gepäck reisen.
Vor dem B&B wissen wir nicht so recht ob wir hier richtig sind, weil nix am Haus dran steht. Der Besitzer erklärt uns dann später, dass bei den alten Häusern (1824 erbaut) keine Werbung mehr neu angebracht werden darf. Aber wir sind hier genau richtig und nach einem Crashkurs "Edinburgh für Touris" bekommen wir unser Zimmer gezeigt. Suite wäre wohl zutreffender, der Raum ist lockere 6 Meter hoch, natürlich mit Kamin und Baldachinbett (gefühlte 3 Meter breit). Das Badezimmer ist etwa so groß wie Küche und Eßzimmer zuhause. Und das beste, das Zimmer geht zu einem idyllischen Innenhof und wir werden hier nachts höchstens mal Möven hören.
Dann aber los in die Stadt. Da wir in der Neustadt wohnen, haben wir nur ein paar Meter bis zu mehreren Strassen mit genügend Restaurants zur Auswahl. Nach ein bißchen bummeln entscheiden wir uns im "Wildfire" essen zu gehen. Wir können den Tisch nur für 1,5 Stunden haben weil das Restaurant dann ausgebucht ist. Aber das reicht ja für Seafood-Pie und Huhn auf Kartoffelbrei mit Haggis. Es ist sehr gemütlich und ruhig hier und das Essen schmeckt lecker.
Der Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein! Vorwegnehmend: der gestrige Regen wird unser letzter in Schottland gewesen sein. Zum Früchstück sitzen natürlich alle wieder an einem Tisch, dabei auch eine Familie aus der Pfalz, die gestern angekommen ist. Sie berichten von zwei heißen Tagen in Deutschland mit 35 Grad. Da werden wir zerfließen wenn wir nach Hause kommen, mit solchen Temperaturen können wir ja gar nicht mehr umgehen. Zum Frühstück kann man sich wieder alles aussuchen was man will - super. Ich nehme Haggis und Elke Porridge. Zubereitet und serviert wird von unserem Vermieter und Duncan, der ein wenig deutsch kann und ganz amüsant erzählt. Die Unterhaltung am Tisch läuft halb englisch halb deutsch, ein richtiges Mischmasch. Der Touristen-Tag beginnt mit der Besichtigung von Edinburgh-Castle, dann natürlich Royal Mile, Grassmarket und zum Schluß, schon etwas fußmüde, auf den Carlton-Hill. Solch eine komplette Altstadt in diesem Ausmaß sieht man wirklich selten. Dafür sind hier auch tausende Touristen unterwegs, das ist richtig stressig nach der beschaulichen Landpartie der letzten zweieinhalb Wochen. Auch wenn die Sonne meist scheint, der Wind ist recht kühl.
Die Pfälzer hatten uns das "Mussel Inn" empfohlen. Hier gibt es zwar leckeren Fisch, aber es ist gut besucht und laut. Wir essen Prawn-Spiess zur Vorspeise und danach Grilled Hake und eine Seabass. Unsere Bedienung ist aus Irland und wird gerade von einer schottischen Kollegin angelernt. Der Slang ist vollkommen anders und wir tun uns schwer sie zu verstehen. Sie hat aber auch so ihre Probleme. Als wir eine Flasche Wein ordern fragt sie: "Only one?". Wir gucken uns verdutzt an, eine Flasche sollte für's erste reichen. Aber die Schottin die ihr zur Seite steht lächelt nur und hat alles im Griff. Vollkommen fertig fallen wir totmüde ins Bett (ich freu mich schon aufs Frühstück).
Die One O'Clock Gun wird täglich um 13 Uhr abgefeuert. Früher brauchten die Seefahrer die exakte Uhrzeit für die Navigation. Damit sie ihre Uhren möglichst genau stellen konnten erfand ein Offizier 1861 einen Weg dies zu realisieren. Astronomen errechneten die genaue Zeit und ließen Punkt 13 Uhr einen Ballon auf dem Dach der Sternwarte herunter fallen. Leider musste man dazu den Turm auch sehen können. Daher wurde ein akustisches Signal gebraucht. Der Ball war das optische Signal für die Zündung der Kanone. Aus der Entfernung von der Burg zum eigenen Standpunkt und der Laufzeit des Schalls konnte man so recht genau seine Uhr stellen. Eine einfache aber gute Idee die scheinbar oft kopiert wurde. Nur wir haben sie nie gehört!
Heute morgen gibt es Black Pudding und Rührei mit Lachs zum Frühstück. Zu den Pfälzern kommen heute noch zwei waliser Mädels und ein florentiner Regierungsbeamter dazu. Also die Frühstücke sind wirklich toll. Nachdem wir gestern das touristische Pflichtprogramm absolviert haben können wir uns heute den Randbezirken widmen. Der Stadtteil Stockbridge hat teilweise kleine Gassen und niedrige Häuser zu bieten, fast wie auf dem Land. Danach schauen wir uns die schönen "Royal Botanical Gardens" an. Bei einem Kaffee entscheiden wir uns ein Tagesticket für 3,20 Pfund für den Bus zu lösen und Richtung Leith bis zur Endhaltestelle immer am Firth of Forth entlang zu fahren. Bis zur Eisenbahnbrücke kommen wir leider aber nicht, heute hätte man sie fotografieren können. Im Ocean-Center wo die richtig grossen Dampfer anlegen mogeln wir uns unter die Kreuzfahrer. Am letzten Abend gönnen wir uns ein teures aber köstliches Abendessen im "Iris", dessen Besitzer mit einer Französin verheiratet ist.
Weil unser Abflug erst um 18:00 Uhr ist treiben wir uns bis mittags in der Stadt herum. Biegen in sämtliche Innenhöfe (closes) der Royal Mile ab und schauen uns die St. Giles Cathedral an. Im historischen Kaufhaus Jenners kaufen wir Shortbread und Minzschokolade für zu Hause. Unseren teuersten Tee trinken wir beim Mittagessen - fast 6 Pfund für's Kännchen! Unser Gepäck holen wir im Inchgrove House gegen 14:00 ab, wir haben sogar netterweise den Schlüssel für die Haustür behalten dürfen. Sind natürlich, wie immer, zu früh am Flughafen. Außerdem hat der Flieger, wie immer, 45 Minuten Verspätung. Schottland verabschiedet sich mit blauem Himmel und Schäfchenwolken und beim Start kann man kurz die Eisenbahnbrücke sehen! Landen etwa um 21:20 Uhr in Frankfurt bei ähnlichen Temperaturen wie in Schottland und sind kurz vor 23:00 Uhr wieder zuhause.