Bild: - Dienstag, 8. Oktober
Wecken 6.30 Uhr, Abfahrt 8.00 Uhr.
Jakob stellt sich vor: er hat in Dortmund Geologie und Theologie und sonst noch was studiert. Erste Station ist das Hirtenfeld, wo zu biblischen Zeiten die Hirten ihre Schafe hüteten und ihnen der Engel die Geburt des Herrn verkündete. Heute haben dort Israelis Häuser errichtet. Auf dem Gelände steht natürlich eine Kirche. Als Jakob sich erdreistet und sich hinter den Altar stellt, ist das für mich wirklich zu viel. Ich setze mich ab. Außerdem ist es draußen viel schöner. Beim Rundgang durch Bethlehem werden Rosenkränze und sonstiges aus Olivenholz, alles zu € 1,- angeboten, Wahrscheinlich made in China. In den Geschäften Kitsch wie überall auf der Welt.
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Vor der Geburtskirche will unbedingt ein Fotograf ein Gruppenfoto machen, aber der größte Teil lehnt das ab. Wir wollen vor einer Entscheidung erst in die Kirche, aber das geht natürlich nicht, da das Foto ja entwickelt werden muss. Ein paar Gutmenschen wollen dem Armen den Verdienst nicht vorenthalten (€ 5,-), so dass eine Aufnahme gemacht wird. Sie zu erwerben, bleibt jedem überlassen. In der Geburtskirche ist ein Riesengedränge wie in der Drosselgasse und es wird diskutiert, Bild: ob man sich dort anstellt und etwa eine Stunde wartet, bis man in die Geburtsgrotte hinein kommt, oder ob man zur christlichen Schule fährt. Beides soll nicht möglich sein - laut Guide. Der ist sich aber wieder mal mit PB über die Uhrzeit im unklaren. Allgemeine Verwirrung. Also: der eine Teil stellt sich an, der andere schaut sich im Mittelschiff der Geburtskirche die uralten Mosaiken an und begibt sich dann zur Katharinenkirche, die ich nicht besonders sehenswert finde, dafür aber den kleinen Kreuzgang draußen genieße.
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Bild: Irgendwie kommt doch alles wieder zusammen und wir fahren etwas außerhalb ca. 900 m hoch nach Beit Jala zu Talitha-Kumi, einer evangelisch-lutherischen Schule. Die Einfahrt liegt im C-Gebiet, die Schule im A-Gebiet wie auch eine zweite Einfahrt, falls die Haupteinfahrt mal geschlossen ist. Wo genau die Grenze ist, weiß niemand, was vielleicht auch besser so ist. Wir treffen direkt in der Pause ein und wissen nicht, ob wir nun eine halbe Stunde zu früh oder zu spät sind. Die kaufmännische Leiterin empfängt uns und wir bekommen Kaffee und Kekse. Es werden dort 950 Schüler unterrichtet, Knaben und Mädchen. Außerdem gibt es eine Hotelfachschule für 100 Schüler. Man kann hier das deutsche Abitur machen, was naturgemäß sehr schwierig ist. Im letzten Jahr haben es 16 geschafft, in diesem Jahr 11 und zwar mit einem Durchschnitt von 1,6. Diese Abiturienten können von dieser Schule weg sofort in Deutschland studieren. Oft sind es natürlich Akademikerkinder. Das Schulgeld beträgt 6.500 Schekel/Jahr (ca. € 1.300). Die Hälfte der Schüler sind Christen, die andere Hälfte Muslime, meist aus schwierigen Verhältnissen. Das Schulgeld muss allerdings garantiert werden. Sprachen sind arabisch, englisch, deutsch. Die Kinder werden ab 3 Jahren aufgenommen. Wir sahen durch ein Fenster so eine kleine Gruppe beim Deutschunterricht. Wir werden von zwei hübschen Praktikantinnen (9 sind es insgesamt, davon 7 FSJ) durch das Gelände geführt. Alles sehr beeindruckend, auch das neu erbaute Gästehaus, von dem man Einnahmen erwartet. Ich verliere die Gruppe beim Fotografieren von Kunstwerken der Schüler, die mir besonders gefallen. Von einem auf den anderen Moment waren sie alle fort. Aber kein Problem. Ich wusste ja, wo der Bus stand.
Bild: Nach diesem wirklich beeindruckenden Besuch fuhren wir über die Hügel Judäas nach Hebron, worüber man wieder alles bei Wikipedia nachlesen kann. Vor einem Checkpoint suchte Jakob einen einzelnen Platz im Bus und kam zu mir. Nahe den israelischen Siedlungen brauchen Palästinenser Sondergenehmigungen. Er hat mir so ein Visum gezeigt, das noch bis Januar 2014 gilt. Warum er sich trotzdem versteckt, weiß ich nicht. Achmed hatte nach seiner Aussage diese Genehmigung nicht und musste deshalb ausgetauscht werden. Ich hab mir alle Mühe gegeben, kann dieses System aber einfach nicht verstehen. (Vor Bethlehem geht es von Zone A in Richtung Hebron über ein Stück in Zone B in Zone C. ??)
Bild: Hebron mit dem Grab der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob und deren Frauen Sara, Rebecca und Lea ist natürlich ein Pilgerort für gläubige Juden, Muslime und Christen und entsprechend prallen hier die Gegensätze aufeinander. Überall stößt man auf Polizei und Kontrollen beim Einlass. Auf die Frage nach Messern habe ich versichert, dass ich auch keine Gabel dabei hätte. (Irgendwann versteht mich doch mal einer). Schuhe aus und Ganzkörperkondom kennt man ja, dies ist kein Problem. Ich empfinde es sogar als Erholung, endlich wieder einmal schöne orientalische Muster zu sehen. In einer Ecke trifft sich ein Frauenkränzchen und an anderer Stelle sieht das fast aus wie eine Hochzeit. Wieder zurück erklärt uns Jakob, dass er noch nie auf der anderen Seite gewesen wäre. Schon seltsam an einem einzigen Ort. Dafür treffen wir orthodoxe Juden und sogar eine Kindergruppe. Auf der Weiterfahrt mussten wir Jakobs wegen einen Umweg wählen. Kurz vor Jerusalem ist er ausgestiegen und etwas später kam Orna wieder an Bord und mit ihr die gewohnte Normalzeit.
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Zwischendurch hat PB immer wieder aus der Bibel gelesen, was sich in dieser Gegend ja anbietet. Ich gebe zu, dass ich all diese Geschichten immer wieder gerne höre.
Im Hotel Sea Net in Tel Aviv angekommen mussten wir sofort zum Essen, da uns bereits um 19.45 Uhr ein Gespräch mit Prof. Mosche Zimmermann erwartete. Ich ging todmüde zu dieser Veranstaltung und war nach 2 1/2 Stunden so wache wie selten davor. Eine eindrucksvolle Erscheinung, zudem kann er äußerst fesselnd reden. Er hatte vor ca. 20 Jahren eine Gastprofessur in Mainz. Sein Thema war "Angst vor dem Frieden". Bei Frieden weiß keine Seite, was sie erwartet - die anderen Spielchen kennen sie alle. Er ist auch der Meinung, dass es nur eine Lösung geben wird, wenn es vorher einen gewaltigen Knall gibt.
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Bild: - Mittwoch, 9. Oktober
7.00 wecken, Abfahrt 8.30 Uhr
Keine Aussicht aus dem Hotelfenster, dafür kann ich die Gäste im Hotel gegenüber um die luftige Frühstücksmöglichkeit beneiden.
Abfahrt nach Jaffa, neben Akko dem einzigen Hafenbecken Israels. Spaziergang durch die engen Gässchen von Alt-Jaffa, zu den Ausgrabungszonen, hin zum Platz von St. Peter, wo ich mit Peter S. und Cornelia einen Kaffee trinke - ein schönes Plätzchen zum Faulenzen. Der hl. Petrus soll dort Tabitha geheilt haben. Wie gut, dass früher so viel passiert ist, sonst hätten wir viele schöne Kirchen weniger. Vom Park aus schöner Blick auf Tel Aviv.
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Aber jetzt geht es zur Deutschen Botschaft, wo wir mal wieder alles im Bus lassen sollten. Dabei hätte man so tolle Fotos aus dem 19. Stock mit blitzblanken Scheiben machen können. Der Einlass war unkompliziert: immer 5 Personen auf einmal. Frau Susanne Roth, Sozialreferentin für deutsch-israelische und deutsch-palästinensische Beziehungen wirkt sehr sympathisch und kompetent. Sie hat eine neutrale Einstellung zu allen Dingen, sonst könnte sie diesen Job nicht ausüben. Sie beantwortet alle Fragen, selbst die von Orna, die sich eine Erlaubnis zur Begleitung eingeholt hatte. PB war ziemlich sauer, aber Frau Roth beherrschte vollkommen die Situation auf die Frage, ob sie sich je ein selbstständiges Palästina vorstellen könne. Sie sieht den ganzen Konflikt eben etwas neutraler, aber mit deutschen Augen.
Bild: Mittagspause war dann am Rothschildboulevard, wo noch etliche Gebäude aus der Bauhauszeit stehen, was Tel Aviv zum UNESCO Weltkulturerbe machte. Ich bin auf dieser Straße mit Peter S. und Cornelia in einem kleinen Lokal gesessen und habe Pizza gegessen. Leider war die Zeit zu knapp, da wir lange warten mussten. Also im Schweinsgalopp weiter die Straße entlang bis zur Unabhängigkeitshalle, in der 1948 der Judenstaat proklamiert wurde. (Beim Abspielen der Nationalhymne aufstehen!) Um 16.30 fuhren wir zum Hotel zurück, da bereits um 18.00 Uhr das Gespräch mit Frau Dr. Marianne Hoppe von der Heinrich Böll Stiftung stattfand. Seltsamerweise habe ich daran keinerlei Erinnerung und mir auch keine Notizen gemacht.
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