Bild:
Bild: - Samstag, 12. Oktober
6.30 Uhr wecken, Abfahrt 7.45 Uhr
Es ist wieder Shabbes! Busse und Straßenbahnen fahren nicht, dabei hätte ich die so gerne von meinem Hotelfenster aus fotografiert, wenn ich schon sonst keine Aussicht habe. Na, dann morgen. In der Hotelhalle fällt auf, dass die Internetecke zugehängt ist. Ein Reisender hätte gerne einen gerissenen Geldschein geklebt und bekommt zur Antwort "nicht am Shabbes".
Durch die Judäische Wüste fahren wir heute nach Masada, Felsenfestung, Naturpark und UNESCO Weltkulturerbe. Der Historiker Flavius Josephus hat die eindrucksvolle Belagerungsgeschichte überliefert und erklärt den Freiheitswillen des jüdischen Volkes. Natürlich fahren viele Menschen mit der von Amerikanern gebauten Seilbahn auf diesen Festungsberg, aber es lohnt sich wirklich. Und den Aufstieg auf dem voll in der prallen Sonne liegenden Schlangenpfad hat keiner riskiert. Man könnte auf diesem Tafelberg einen ganzen Tag verbringen, um wirklich alles genau besichtigen zu können. Herodes hatte die strategischen Vorteile dieses Ortes erkannt und massiv ausbauen lassen. Geld scheint keine Rolle gespielt zu haben dank seiner Einkünfte aus den Hafenbecken wie z.B. Caesarea. Bild: Das Modell seines Nordpalastes ist schon sehr beeindruckend ebenso wie das Modell der Wasserleitungen. Die Speicher und Lagerräume, die Zisternen, großes Schwimmbecken, Kasernen... Alles sehr gut instand gesetzt. Eine dicke schwarze Linie zeigt das ursprünglich Erhaltene. Leider ist es ziemlich heiß und kaum irgendwo Schatten. Wir sind eben in der Wüste. Natürlich sind dort oben Läden angesiedelt, wo man an das Geld der Urlauber will. Ich hab nur etwas Salz vom Toten Meer mitgenommen. Wahrscheinlich viel zu teuer bezahlt. Für Speisen und Getränke ist selbstverständlich auch gesorgt und teilweise sind auf der Terrasse sogar Schattenplätzchen auf gemütlichen Liegen zu erwischen.
Bilder zum vergrößern anklicken (Javascript muss aktiv sein)
Bild: Um 13.45 Uhr ist Abfahrt, da man ja im Toten Meer baden will. Auf dem Weg dorthin haben wir jede Menge Steinböcke gesehen, die sich dort zuhause fühlen und sich weder um Autos noch Leute kümmern, genau wie die Tristram-Stare oben auf dem Berg. Der Eintritt zum Badestrand beträgt 30 Schekel. Ich schließe mich denen an, die sich nicht auf das Wasser legen, da ich momentan auch nicht so fit bin und kein Salzwasser in den Augen etc. haben möchte. Ich ärgere mich nur über meine Dummheit, die Kamera nicht im richtigen Moment benutzt zu haben. Zwei bewaffnete Soldaten sind zum Badestrand hinunter und mussten natürlich wieder heraufkommen. Ich habe zu spät geschaltet, ein Foto wäre wunderbar möglich gewesen.
Allzu viel Zeit blieb nicht, da für 18.30 Uhr das Abendessen angesetzt war. Um 19.30 Uhr sind wir dann zur Nachtfahrt aufgebrochen, die wirklich ein Erlebnis war. Zuerst ging es durch das ultraorthodoxe Viertel, wo die Männer gerade aus der Synagoge oder sonstwo herkamen. Die Straßen waren jedenfalls voll von diesen schwarzen Gestalten mit den langen Mänteln, den großen Hüten oder den riesigen Pelzmützen, und natürlich den langen Schläfenlocken. Selbst die Knaben laufen schon so herum. Und die Mädchen und Frauen sind ebenfalls schwarz-weiß gekleidet, haben lange Zöpfe oder Pferdeschwänze. Orna erzählt zum wiederholten Mal von den Lebensgewohnheiten dieser Menschen und bittet uns, nicht zu fotografieren. Sie wollen sich nicht wie im Zoo fühlen. Auf alle Fälle wirkt es sehr fremd und fast gespenstig.
Dann geht es weiter durch das arabische Viertel und wieder zur Westmauer, wo fast noch mehr Betrieb ist als tagsüber. Es ist schon ein besonderes Gefühl, hier abends herumzuspazieren. Leider ist dies nichts für meine Kamera. Aber wozu hab ich denn einen Kopf zum Speichern! Weiter geht es zur Montefiore-Windmühle, worauf die Jerusalemer eigenartiger Weise besonders stolz sind. Irgendwie passt sie nicht in die Landschaft, finde ich. Aber man hat von dort eine wunderbare Aussicht auf die Stadt und den Berg Zion. Zum Abschluss der 2 1/stündigen Fahrt bringt uns der Fahrer zu einer ganz neuen tollen Fußgängerzone, einem hochmodernen Einkaufszentrum, wo unheimlich viel los ist zwischen all den hochpreisigen Geschäften, den Kunstwerken davor und auch etlichen Straßenmusikanten. Am Ende des Spaziergangs durch diese völlig andere Welt stellen wir fest, dass wir uns ganz in der Nähe der Westmauer befinden.
Dies war ein langer, voll bepackter Tag und ich falle wie immer müde ins Bett, das tatsächlich trotz Shabbes tadellos gemacht ist.
zurück      1      2      3      4      5           7      weiter