Luang Prabang 2.Teil
Es regnet wieder die ganze Nacht durch. Gegen 7Uhr hört es auf. Sen, der uns eigentlich um 8:00 abholen wollte, ruft an und verkündet, dass die Straße unpassierbar sei und er nach einer Lösung sucht uns zu holen. Es würde etwas dauern. Naja hier lässt es sich aushalten. Wir frühstücken in aller Ruhe und geniessen, dass es mal nicht regnet. Kurz drauf, beim 5. Anruf, hat Sen die Lösung parat. Wir verfrachten unser Gepäck am matschigen Ufer auf ein Boot, fahren etwas weiter bergauf Richtung Norden und kommen nach kurzer Zeit an eine Stelle wo man auf die geteerte Straße Nr.13 stößt. Unser Ober und die Köchin sind aber immer noch an das Zen gefesselt. Sen erzählt uns, dass die Straße durch Erdrutsche nicht mehr zu benutzen ist. Alle Reiseleiter müssen nun umplanen. Das Elefantencamp und andere Hotels liegen an dieser Straße. Er liefert uns in Luang Prabang im schon bekannten Hotel ab. Es ist eigentlich zu früh zum Einchecken, aber wir kriegen ein Zimmer im Holzanbau. Super. An der Bambusbrücke vor dem Hotel, die nur temporär während der Trockenzeit errichtet wird, sieht man, dass der Wasserstand deutlich gestiegen ist. Wir hatten mit Sen bereits vorab abgesprochen, daß wir nicht am heutigen Programm teilnehmen, sondern ein wenig auf eigene Faust die Stadt erkunden wollen. Es ist zwar bedeckt, aber wir laufen trotzdem zum Phou Si hoch.
Von hier hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt. Ein junger Mönch spricht uns an und fragt uns einiges. Wir plaudern eine Weile mit ihm - wirklich schön so eine spontane Begegnung. Dann lassen wir uns durch die Gassen treiben, finden schöne kleine Geschäfte, trinken Kaffee, treffen Sen beim Mittagessen und gönnen uns mal wieder ein Mittagsschläfchen. Eine Flasche Weißwein ist für Notfälle im Kühlschrank deponiert. Gegen 17Uhr gehen wir Richtung Nachtmarkt. Elke kauft sich auf mein Drängen hin einen typischen Rock für 150000Kip. Sie will ihn beim Abschlussessen anziehen. Weiter geht es in die Freßgass. Gott sei Dank regnet es mal nicht. Wir gehen an ein Buffet, kaufen 2 Teller für je 10000Kip, die man beliebig vollpacken kann. Salate, Gemüse, Nudeln, Reis und diverses Frittiertes. Dazu gibt es 2 gegrillte Fische für je 50000Kip. Noch 2 Bier zu je 10000Kip und dann einen Tisch suchen und loslegen. Es gesellen sich zwei Frankfurter aus der IT-Branche zu uns, die 7 Monate unterwegs sein wollen. Ein Monat pro Land. Neid, Neid, Neid. Sie erzählen uns einige Stories von ihren Erlebnissen. Sehr interessant und kurzweilig. Danach laufen wir über den Nachtmarkt und kaufen noch vier "Bilder" für die Küche und Tees als Mitbringsel. Leider regnet es wieder und wir können den Wein nicht auf der Terrasse genießen. Mist.
Das Wetter morgens um 5:30 ist auch nicht viel besser, es nieselt leicht. Wir wollen zur täglichen Almosensammlung der Mönche. Schon auf dem Weg zur Hauptstraße sehen wir vagabundierende Menschenmassen. Wir haben das zwar gelesen, dass es zu einem Touristenevent verkommt, es aber dann zu sehen und zu erleben ist was anderes. Es ist ein einziges großes Spektakel und keine religiöse Zeremonie mehr. Ein Plakat erklärt die Regeln. Jeder, dem es auch etwas bedeutet, darf mitmachen, soll aber den nötigen Respekt walten lassen. Frauen knien, Männer dürfen stehen. Es gibt noch ein paar andere Regeln, die aber niemanden interessieren. Da Mönche kein Geld verdienen, bekommen sie ihr Essen gespendet. Eine gute Sache, denn der Beschenkte hat zu essen und der Geber hat eine gute Tat begangen. Win-Win-Situation. Dummerweise ziehen viele Laoten aus der Stadt raus und so könnte es ohne die Touristen zu einer Nahrungsknappheit bei den Mönchen führen. Von daher sind die Touris gut. Die Art und Weise ist aber ekelhaft. Man soll eigentlich 3m Abstand halten. Aber viele fotografieren ihren Partner beim überreichen der Speisen auf kürzeste Distanz. Manche schaffen es sogar mit der einen Hand zu spenden und mit der anderen zu fotografieren. Den Vogel schießen aber vier Touristen in Bademänteln und gezogener Kamera vor ihrem Hotel ab, die darauf warten, dass die Mönche vorbeiziehen. Würdelos auch den wenigen Laoten gegenüber, die diese religiöse Tradition ernst nehmen. Danach gehen wir in unser Hotel frühstücken. Elke und ich diskutieren noch lange über das gerade erlebte.
Die Bambusbrücke über den Nam Khan ist in der letzten Nacht zur Hälfte weggerissen worden. Sie wird wohl erst wieder errichtet wenn der Wasserpegel sinkt. Nach dem Frühstück holt uns Sen mit dem Tuktuk ab. Wir fahren nicht besonders weit und laufen dann über den Tagmarkt. Es gibt ganz tolles Gemüse, Obst, Kräuter, Fisch und Fleisch. Aber es gibt auch kuriose Sachen. Käfer, Larven, sowas wie Würmer und auch Blutgelatineblöcke. Was immer damit gemacht wird, man muss nicht alles wissen. Einiges fragen wir Sen und er erklärt es uns gerne. Aber so früh am Morgen hinterfragen wir nicht alles.
Danach geht es zu UXO, Unexplodet Objects. Eine Organisation, die versucht von den Millionen nicht detonierter Bombies wenigstens einige unschädlich zu machen. Immer noch kommen viele Menschen ums Leben, weil sie ihr Feld pflügen oder auf der Suche nach Altmetall sind. Gerade Kinder finden immer wieder "Spielzeug". Wir schauen uns auch zwei Filme an, die furchtbare Bilder zeigen. Ich kaufe ein T-Shirt und spende etwas. Das geht mir nahe, gerade weil wir die UXO bei der Arbeit direkt am Straßenrand gesehen haben.
Dann fahren wir weiter zum Museum der verschiedenen Volksgruppen. Auch hier zeigt Sen sein großes Wissen. Ausnahmsweise kaufen K. und O. keine Souvenirs. Auf dem Weg nach Hause trinken wir noch einen Kaffee gegenüber der Schule, wo gerade Tanz-und Singdarbietungen der Schüler stattfinden. Einer singt über Lautsprecher so schräg, dass alle auf der Straße, seien es Touristen oder Laoten, schmunzeln müßen. Etwas später fahren wir mit dem Tuktuk zu den Kuang Si Wasserfällen. Wir gehen zwar nicht baden, aber zum fotografieren ist es toll. Vor allem der Urwald mit traumhaften Bäumen gefällt uns. Es gibt ein kleines Essen, Fisch mit Gemüse. Man könnte ja verhungern. Wir kommen um 16Uhr zurück und um 18Uhr ist Abschlußessen. Eine Bedienstete des Hotels findet Elkes Rock offensichtlich auch gut. Sie zeigt den Daumen hoch. Elke kann's halt auch tragen! Sen führt uns in ein vornehmes Restaurant im hinteren Teil der Hauptstraße. Es gibt mit Sesam frittierten Seetang aus dem Mekong mit einer roten Gewürzpaste als Vorspeise. Das wollten wir die ganze Zeit mal probieren. Pilzsuppe mit Hühnchenklöschen, drei verschiedene Gemüsecurry, Süß-sauer, und Obst zum Nachtisch. Wie immer wird der ganze Tisch mit den Speisen vollgestellt und jeder holt sich was er mag. Einfach gut. Dazu trinken wir laotisches Bier. Während des Essens diskutieren wir über Religionen. Endlich wissen wir was mit den anderen los ist. Sie sind tatsächlich am missionieren. Das gibt es doch nicht. Warum kann man nicht einfach jedem seine Religion lassen? Überzeugte Überchristen. Die beiden wollen nichts trinken weil sie keine Kip mehr haben, bis wir ihnen erklären, dass sie notfalls auch in Dollar bezahlen können. Wir geben Sen heute schon mal unser Trinkgeld, morgen wird'`s bestimmt hektisch. Auf dem Rückweg gehen Elke und ich nochmals auf den Nachtmarkt und trinken bei dem kleinen, süßen Mädchen einen Limette-Minze-Saft. Diesmal ist ihre Mutter dabei und sie ist sichtlich stolz auf ihre selbständige Tochter. Sie selbst lernt gerade fleißig Englisch.