Über Son La nach Dien Bien Phou
So gut haben wir schon lange nicht mehr geschlafen. Eine Matratze nicht zu hart und nicht zu weich, einfach perfekt. Vor dem Frühstück gehen wir noch auf den Markt, der soll sonntags besonders schön sein und es gibt viele Dinge zu kaufen, die wir nicht kennen. Es gibt auch kleine Hunde in Bambuskörbchen, Doggybag - mal eine ganz eigene Deutung. Das Frühstück ist wie das Hotel, einfach spitze. Kann man bei 3 Millionen Dong pro Zimmer wahrscheinlich auch erwarten. Die Unterschiede in den Hotelkategorien sind schon heftig. 9Uhr ist heute Abfahrt. Das Programm ist eigentlich nicht zu schaffen. Etwa 180km bis Son La, da braucht man lockere 4 Stunden, dann noch eine 3 Stundenwanderung, Mittagessen, Besuch eines Dorfes und um 17Uhr schließt das Museum in Son La, das wir besuchen sollen. Das geht nicht und genau so kommt es dann auch. Als erstes besuchen wir den Markt eines Städtchens an dem wir vorbeikommen. Es werden hauptsächlich Stoffe und Produkte aus den selbst hergestellten Stoffen verkauft. Wirklich schöne Sachen. Wir kaufen eine kleine Umhängetasche und frische Erdnüsse. Sie sind nicht geröstet oder anders weiterverarbeitet, sehr feucht, schmecken aber eindeutig nach Erdnuss. Wusste ich gar nicht, dass es die hier gibt.
Auf unsere Frage nach der Wanderung berät sich Dung kurz mit Nam und erklärt dann, dass man diese nicht machen könne, weil es da ein Dorf gäbe in dem Haschisch konsumiert und verkauft würde, und die Polizei schon bei Anzeichen von Besitz der Drogen direkt schießen würde. Welch Geschichte! Gestern hat er uns auf die Frage nach der Wanderung noch geantwortet, dass er den Local Guide noch anrufen müsse, weil er sich in der Gegend nicht auskenne. Hätte wir nicht gefragt wäre das einfach unter den Tisch gefallen. Auch das Dorf der Schwarzen Thai besuchen wir nicht, das soll morgen kommen. Wir sind gespannt. Kurz darauf halten wir an einem Dorf am Straßenrand und schauen uns das an. War wohl unserer Frage geschuldet. Danach fahren wir direkt weiter zum Mittagessen an eine "Raststätte", die angeblich die einzige auf der Strecke sein soll. Anschließend fahren wir direkt nach Son La ins Gefängnissmuseum. Dann geht's ins Hotel. Welch ein Kontrast. Es ist ein ehemaliges Gewerkschaftshotel und etwas heruntergekommen. Auf unserem Flur ist eine Baustelle und die Matratzen haben Knubbel von den durchkommenden Federn. Also nur kurz duschen und dann auf zum Rundgang. Direkt vor unserer Tür gibt es einen Markt. Wir kaufen Mandarinen und Reiswaffeln. Ein Mädchen gibt uns ein Süßgebäck. Hmmm. Es ist etwa fingerdick und fingerlang, mit Sesam obendrauf, in Fett gebacken. Es ist schon dunkel und wir gehen ins hoteleigene Restaurant, weil man sonst angeblich nirgendwo hygienisch einwandfrei essen könne. Wir kommen in den riesigen Saal und sehen mehrere wichtig aussehende Herren, teils mit Orden an der Brust. Auch hier die Veranstaltung zur Freundschaft zwischen den Ethnien. Wir bestellen nach einer dreisprachigen Karte Bier, Reis, Gemüse, Schweinefleisch süss-sauer und Rindfleisch mit Gemüse. Während wir essen fließt an den Nebentischen reichlich Reisschnaps. Es dauert nicht lange und an der Bühne werden die Lichter angemacht, der Verstärker angedreht und es beginnt ein Karaokewettstreit. Nicht schön aber laut. Wir amüsieren uns, wenn wir uns auch anschreien müssen und später taub sind. Auf die Fragen nach der Rechnung sagt uns der Ober, dass wir morgen bezahlen beim Auschecken. Er hat keine Zimmernummer oder Namen von uns. Man würde sich an uns erinnern. Klar-die zwei einzigen Langnasen. Wir drehen noch eine Runde durch das nächtliche Son La und verkrümeln uns dann ins Bett. Hoffentlich hören die auch mal auf zu singen, man hört es im ganzen Haus.
Das Frühstück ist im Saal vom gestrigen Abend. Die Tische sind abgeräumt, aber die Tischdecken noch die selben und der Boden ist so schmierig, dass man aufpassen muss. Leicht eklig. Ich nehme mal Suppe mit Nudeln, Fleisch, Koriander und Schnittlauch. Passt zwar nicht zum Kaffee, schmeckt aber sehr gut. Die Thermoskannen für Tee und Kaffee sehen zum grausen aus, aber der Inhalt schmeckt. Beim Auschecken bekommen wir tatsächlich die richtige Rechnung. Bis auf einen Posten ist auch alles korrekt, aber das wird über Telefon schnell geklärt. Wie die das bei dem gestrigen Trubel noch wissen können? Wieder geht es erst auf einen Markt und wir fotografieren viel. Die Märkte sind echt toll.
Danach geht es Richtung Dien Bien Phu. Am Wolkenpass schauen wir uns eine Schule mit Kindergarten an. Leider ist gerade Schulschluss und die Kinder gehen nach Hause. Es gibt keine Schulbusse und die Kinder aller Altersklassen müssen zu Fuß teils sehr weite Wege zurücklegen. Dann besuchen wir ein Dorf. Dung fragt einen Hausherren ob wir sie besuchen dürfen. Der riecht nach Alkohol, aber Dung ist zuversichtlich. Wir begleiten die Familie durchs Wohnzimmer in die Küche. Es ist äußerst armselig. O. und K. müssen, wie immer, natürlich fotografieren und den Fotografierten die Bilder zeigen. Plötzlich wird der Hausherr laut und diskutiert mit Dung. Er möchte ein Foto haben. Das geht natürlich nicht, aber der Hausherr beharrt darauf. Wir versuchen mit Dung wenigstens ins Freie zu kommen. Dort sind mittlerweile mehrere Männer dazugekommen. Es wird wild diskutiert und die Lage wird brenzlig. K. nimmt unsere Wertsachen, Elke rennt bei der Hitze den Berg hoch um Nam zu holen und O. und ich warten bei Dung. Sie wollen ihn nicht gehen lassen. Uns bedrängen sie nicht, so dumm sind sie nicht. Dann geht es plötzlich um Geld. Aha. Als sie sehen, dass O. noch mehr hat wollen sie auch mehr. Gott sei Dank kommt Nam, der beherzt dazwischen geht. Es gibt noch einen Geldschein mehr und Dung ist frei. Das hätte vielleicht ins Auge gehen können. Hat Dung gestern doch recht gehabt mit dem Hasch, oder hat er die Situation nur falsch eingeschätzt? Danach fahren wir geschockt zum Mittagessen. Den anderen zweien ist ihr Handeln glaube ich nicht so klar. "Wir sind doch Gäste und müssen auch so behandelt werden". Außerdem wollen sie am liebsten, dass eine Anzeige gemacht wird.
Dann fahren wir zur Besichtigung eines Schlacht- und Kommandofeldes. Das sollte eigentlich erst morgen sein, liegt aber so praktisch am Weg. Pflichtprogramm scheinbar. Außerdem meint Dung, dass wir zurück zum Auto die geplante Bootstour machen würden, was sich auch wieder als falsch erweist. Am Schlachtfeld werden wir zum erstenmal selbst fotografiert. Eine vietnamesische Besuchergruppe junger Leute hat ihren Spaß mit uns. So kanns auch gehen. Dann geht es per Auto zur geplanten Bootstour. Um 17:15 sind wir am Bootssteg und wie wir mittlerweile wissen wird es schnell dunkel. 17:30 sieht man fast nichts mehr. Na super, Hauptsache mal Bootstour gemacht. Gegen 18:30 sind wir in Dien Bien Phu im Hotel. Wir beziehen 2 Zimmer in einem separaten Haus. Ein Wachmann führt uns hin und macht die Sicherungen rein damit wir Licht haben. Die Zimmer sind zwar riesig, haben aber den Charme des Postkommunismus. Im Bad steht das Wasser am Boden, die Handtücher müffeln und das Bettzeug fehlt. Wir waren wohl nicht eingeplant. Wir gönnen uns ein Abendessen im hoteleigenen Restaurant. Es gleicht wieder einer Kantine, das Essen ist aber gut. Eine Flasche Bordeaux für 300000Dong (aus Cognacschwenkern zu trinken), Reis, gebratene Nudeln mit Gemüse und Huhn, Huhn mit Ingwer und Pfeffer. Alles zusammen für 600000Dong. Das war es uns heute wert.