Auf dem Nam Ou nach Luang Prabang
Wir schlafen beide recht gut. Im Restaurant des Hotels, das etwas unterhalb an der Strasse Richtung Nam Ou liegt, gehen wir frühstücken. Dafür bekommen wir von Somphet je 30000Kip in die Hand gedrückt. Wieder müssen wir lange warten. Die Laoten sind ein Volk mit viel Zeit. Ich nehme wieder eine Suppe und Elke hat Ei mit Baguette, Butter, Marmelade und 'La Vache qui rit'. Wir gehen zum Fluss Ou und steigen in ein Longtailboot, das wir für uns alleine haben. Aus Gewichtsgründen müssen wir beide nach vorne wo eine Luke im Dach ist. Das ist praktisch zum fotografieren. O. und K. sitzen in den beiden Recaro-Sitzen und sind heute etwas indisponiert-Montezumas Rache. Dies trotz ihrer extremen Vorsichtsmaßnahmen. O. leidet sichtlich. Seit Marokko wissen wir wie blöd das ist. Gemeinsam befreien wir das Boot aus dem Schlamm. Wir sind mit dem Gepäck sehr schwer. Es sind etwa 20°C, leicht bewölkt, die Sicht ist ganz gut. Bei der ersten Stromschnelle wird Elke nass und wir ziehen unsere Regenjacken an, auch um unsere Kameras zu schützen. Das Wetter wird immer besser, es sind schon 25°C und die Sonne kommt raus. Die Landschaft könnte schöner nicht sein: Gärten, Dörfer, Wasserbüffel, Berge und schöner Wald. Die unbequem aussehenden Holzsitze sind gar nicht so schlecht. Man kann die Beine ausstrecken und den Arm auf die Reling legen. Das ist fast wie im Urlaub.
Wir halten an einem Weberdorf in dem sehr schöne Schals angeboten werden. Einer hat es Elke angetan, aber er kostet 45€ und sie ist wie immer ein Sparbrötchen. Die Frau erzählt uns, dass sie 40 Tage daran gewebt hätte. Das sind 1€ pro Tag, nicht gerade viel für die Arbeit. Weiter geht es nach Muang Ngoi zu einer Höhle, die wenig spektakulär ist. Aber hier können wir uns wenigstens ein wenig die Füße vertreten, auch wenn eine halbe Stunde Weg nicht gerade eine Wanderung ist, und am Höhleneingang gibt es ein gutes Essen. Somphet bestellt eine Extraschale Chili für mich-hmmm lecker. Hinter der Höhle liegt eine grosse Ebene in der Reis angebaut wird. Hier benutzt man schon moderne Mittel. Immer wieder überholen uns "Traktoren", die Reis transportieren. Zurück am Hafen steigen viele junge Touristen aus einem gerade angekommenen Linienboot. Es wirkt wie Gomera vor 20 Jahren. Hippies versammelt euch hier. Insgesamt sind wir überrascht ob der Vielzahl der Touristen. Weiter geht es durch die schöne Landschaft nach Nong Khiau in ein Resorthotel.Wir verlassen mit unserem Gepäck das Boot über ein schmales Holzbrett und tragen es dann eine extrem steile Treppe hinauf. O. und K. lassen tragen. Es sind mittlerweile 30°C und es ist sehr schwül. Nach dem Treppensteigen sind wir patschnass. Aber es erwartet uns eine exclusive Anlage mit wenigen Häuschen. Die Zimmer sind sehr schön und alles ist blitzblank, wir haben eine eigene Terrasse. Genau das was wir gebraucht haben nach den letzten drei Hotels. Wir besprechen noch das Programm von morgen. Es soll 15Km in ein Bergdorf gehen. Die Hälfte der Strecke hoch und dann wieder runter. Mit den beiden Anderen ist das niemals zu schaffen. Noch nicht mal im Normalzustand. Bei den klimatischen Bedingungen und einer Reisegeschwindigkeit von 2km/Std (unter besseren und kühleren Bedingungen) wären das lockere 8 Stunden reine Gehzeit. Wie soll das denn gehen? Also beschließen wir zum Dorf hoch zu fahren und dann nur noch runter zu wandern. Noch kurz duschen und eine Runde um den Block. Dann gönnen wir uns einen Imbiss im Restaurant, das direkt über dem Fluß liegt. Die schon bei der Ankunft entdeckte Flasche gekühlten Weißweins reißen wir uns sofort unter den Nagel. Für 165000Kip, was ein kleines Problem ist, weil der Preis pro Glas feststeht, aber eine Flasche? Dazu bestellen wir Cashewnüsse mit Lemongras geröstet und Frühlingsrollen mit leckerer Soße. Ach ja und zwei kleine Flaschen Sprudelwasser. Eine Seltenheit. 19:00 aufs Zimmer, schreiben, lesen und einfach nur genießen.
Die Nacht ist ruhig und mit 22°C angenehm kühl. Beim Frühstück gibt es verschiedene Zubereitungsarten von Ei, Baguette, Butter, Schinken, Marmelade und Papaya. Frühstück gibt es auf der Terrasse am Fluß, noch liegen die Berge im Nebel. Der Nam Ou ist braun gefärbt, normalerweise ist er um diese Jahreszeit schon glasklar, was wir uns überhaupt nicht vorstellen können. Wir fühlen uns so gut, dass wir die ganze Strecke laufen könnten. Wenn K. und O. aus gesundheitlichen Gründen nicht mitgehen, werden wir es dem Guide vorschlagen. Es geht ihnen zwar nicht gut, aber mitlaufen wollen sie trotzdem. Alles mitmachen was auf dem Programm steht, man könnte ja was verpassen. Ein Fahrer bringt uns im Kleinbus zum Dorf oben auf dem Berg. Es dauert länger als gedacht, etwa 1 Stunde. Wenn wir diese Strecke hätten laufen sollen hätten wir aber auch alt ausgesehen. Ich weiss nicht wie das funktionieren sollte - zeitlich. Der Originalplan sieht vor: etwas Auto fahren, dann 15km laufen und dann 1 Stunde mit dem Boot zurück. Dort soll es dann ein Mittagessen geben. Mittagessen, wohl eher frühes Abendessen ? In der englischen Beschreibung des Anbieters steht das die Wanderung schwer und nur für geübte Wanderer sei.
Im Dorf Payong treffen wir Hong, der vom Fluß heraufkommt, uns führt und später mit dem Boot zurückbringt. In dem Dorf gibt es sogar Arbeitselefanten, aber die sind gerade im Wald. Auf einer Bank liegt eine Sattelunterlage aus mehreren Lagen Baumrinde. Darauf wird die Sitzbank montiert und der Elefant hat es nicht so hart auf dem Rücken. Während wir noch auf Hong warten verzieht sich der Nebel und eine tolle Bergkulisse kommt zum Vorschein. Die Wanderung ist echt toll und interessant. Somphet kann uns viel erklären und Hong findet die dollsten Dinge im Wald. Wir sehen Ratan, verschiedene Bambussorten, Koriander, Kardamon,Trichterspinnen und auch andere, Käfer, Schnecken und lauter so ein Zeugs. Natürlich auch wieder viele Schmetterlinge, es ist unglaublich. Viele Bäume werden uns gezeigt und was man damit machen kann. Wie man die Blätter oder Früchte zubereitet. Hong, der ein bißchen englisch spricht, zeigt Elke irgendwann einen "Wurm". Dieser ist ein Blutegel, von denen wir uns beim laufen durchs oder am Wasser leider auch welche holen. Ich habe jeweils einen rechts und links am Fuss und Elke sogar zwischen den Zehen. Und das trotz unserer hohen Wanderschuhe.
Nach etwa 2,5 Stunden kommen wir am Fluss an und steigen in ein betagtes Longtailboot. Jeder bekommt einen Hocker von etwa 10cm Höhe, sehr bequem. Nach einer traumhaft schönen Fahrt kommen wir gegen 13:30 in Nong Khiau an. Mittagessen ist jetzt so unnütz wie ein Kropf, aber es steht im Programm, ist bestellt und bezahlt. Hong hat auch noch ein Restaurant und dort essen wir etwas. Wir trinken eine selbstgemachte Minze-Limetten-Limonade mit gecrushtem Eis. Elke ißt einen Salat und ich habe Suppe mit Sticky Rice, der seinem Namen alle Ehre macht. Hier kaufe ich auch einen Elefanten (50000Kip), den Hong angeblich selbst geschnitzt hat. Er weiß wie man Geld verdient. Die anderen Zwei essen Spaghetti und trinken Bier. So schlecht kann`s denen gar nicht gehen. Abends trinken sie auch noch eine Flasche Rotwein, wie sie uns am Tag danach erzählen. Somphet verabschiedet sich hier leider schon von uns und fährt nach Luang Prabang zurück. Die anderen haben es bisher noch nicht geschafft irgendjemandem Trinkgeld zu geben, das muss man auch können. Als sie Hong gnadenhalber einen geschnitzten Wasserbüffel abkaufen, meint O. das wäre ja wie Trinkgeld und damit in Ordnung. Eigentlich wollten sie den Elefanten und nicht den Büffel, gab`s aber nicht mehr. Ätsch. Morgen Abend holt uns ein anderer Guide ab, der uns nach Luang Prabang bringt. Damit müßen wir den nächsten Tag ganz alleine bewältigen, wie schrecklich. Nach dem Mittagessen gehen wir etwa 1 Km durch Nong Khiau zum Hotel zurück. Duschen, nochmal nach Blutegeln suchen und entspannen. Die Wanderung war doch, obwohl drastisch verkürzt sehr anstrengend. Wir gehen später wieder in die Stadt, über die Brücke ins erste Restaurant gleich rechts. Es gibt zwar keine Postkarten aber überall Free WIFI. Wenn es dunkel wird und die Youngsters wach werden wird erstmal geschaut ob jemand was getwittert oder gemailt hat. Einen Tag ohne Internet und sie zerfallen zu Staub, aber in Laos in der letzten Ecke Urlaub machen. Eigentlich ärgere ich mich nur, dass ich mein Fummelhandy nicht dabeihabe. Wir bestellen nicht frittierte Frühlingsrollen mit Reis und Gemüse und frittierte Frühlingsrollen mit Hühnchen und Reis. Dazu zwei verschiedene Saucen mit gehackten Erdnüssen und fünf dunkle Bier zum runterspülen. So was von gut! Wir laufen durch die Ladenstrasse zurück wo alle vor ihrem Fernseher sitzen. Man kann schön sehen wie sie wohnen, weil man durch den Laden ins Wohnzimmer gucken kann. Manchmal ist der Übergang auch nahtlos. 20:15 ab ins Bett, das ist hier so. 25,3°C, der Lüfter macht es etwas erträglicher.
Wir haben geschlafen wie die Babies. Obwohl wir ausschlafen könnten sind wir natürlich wieder früh wach. In Laos gibt es zwar keine morgendlichen Lautsprecherdurchsagen mehr, aber einige Hähne und unsere Nachbarn, die wieder stundenlang herumräumen. Morgens ist es wie immer neblig und während des Frühstücks versuche ich mich an einer Intervallaufnahme der vorbeiziehenden Nebelschwaden am "Hausberg" gegenüber der Terrasse. Weil es nur 8 Gäste sind, gibt es Frühstück a la Carte. Ich nehme mal wieder die Suppe. Danach, heute ist ein freier Tag, beschliessen wir zum Tempel, Fußballplatz und Markt zu gehen. Am Touristenbüro fragen wir nach Postkarten und man sagt uns, dass es das hier nicht gäbe. Aha. In den Tempel trauen wir uns nicht rein, weil wir nicht wissen wie man sich dort verhält.
Der Markt ist klein. Es gibt lokale Produkte, wie z.B. die sehr kleinen Auberginen. Weiter geht es über die Brücke zur Pathok-Höhle. Ein paar Leute sitzen zum Frühstück in den Kneipen. Auch Hong ist schon unterwegs. Langsam kommt die Sonne durch und schlagartig wird es schwül. Unterwegs sehen wir einen Trupp der UXO, die direkt neben der Straße ein Feld auf Sprengkörper überprüfen. Das ist schon ein blödes Gefühl. Keine 5m von uns gräbt ein Mitarbeiter von UXO mit einem Spaten in der Erde. Die suchen da ja nicht zum Spaß. An der Höhle bezahlen wir 2x5000Kip Eintritt, laufen über eine abenteuerliche Einbaumbrücke und werden von drei Jugendlichen zur riesigen und hochgelegenen Höhle begleitet. Einer spricht ein wenig Englisch und erzählt uns etwas von der Höhle. Während des Krieges haben hier viele Menschen der Gegend Sicherheit vor den Bomben gefunden. Man kann mit Stirnlampe bewaffnet durch die verschiedenen Ebenen laufen. Am Ende wartet eine wacklige Bambusleiter darauf uns in mehrere Meter Tiefe zu bringen. Nee, die sieht alles andere als sicher aus und wir gehen lieber denselben Weg zurück. Am Ausgang wollen die drei natürlich etwas Geld, 3000Kip. Etwas komisch war das mit den dreien schon, aber irgendwie auch nett. Im Städtchen zurück gehen wir ins Internetcafe und verschicken für 250Kip/Minute unsere zweite Email während wir laotischen Eiskaffee trinken. Dann laufen wir zum Hotel und gönnen uns bei der Hitze, 33°C, ein Mittagsschläfchen. Erst als es etwas kühler wird trauen wir uns raus und trinken einen Kaffee im Schatten. Sen spricht uns an. Er wird der Guide für den Rest der Reise sein. Auch er hat in der DDR studiert, Wirtschaftsstatistik. Er spricht noch besser deutsch als Somphet. Er ist uns gleich sympathisch: "man muß nicht bis 17:00 Programm machen". Das klingt nach viel "Freizeit". Die andern beiden sind den ganzen Tag in ihrem Zimmer gewesen und freuen sich nun, dass Sen ihnen vorschlägt zur Höhle zu gehen. Alleine hätten die das wohl nicht gemacht. Uns zieht es auch los. Wir gehen nochmals zum Fußballplatz, da soll abends was los sein. Und tatsächlich ist alles auf den Beinen, sogar die Bombensucher sind dabei. Es wird Bier in abgeschnittenen Wasserflaschen ausgeschenkt, sogar mit Eiswürfeln drin, der Eisverkäufer mit seinem selbstgebastelten Seitenwagen verkauft gut und die Polizei sitzt im Schatten und schaut zu. Jede Menge Mädels schreien bei jedem Vorstoß ihrer Mannschaft oder des Liebsten wie auf einem Popkonzert. Hier ist ja mal was los. Auf dem Weg in ein Restaurant, eigentlich wollten wir nochmal zu Hause essen, aber dort ist geschlossen, treffen wir Sen, der K. und O. bei Hong zum Abendessen abgeliefert hat. Sie essen German Bratkartoffeln, wie sie uns beim vorbeigehen ganz stolz berichten. Sie erzählen uns, dass die Höhle schon zu hatte, sie aber eine schöne Wanderung und ein gutes Gespräch mit Sen hatten. Wanderung? Wir hatten 30 Minuten gebraucht für den Hinweg. Eigentlich wollten wir auch bei Hong was essen, aber jetzt dann lieber doch wo anders. Wir bestellen Bamboo Fried Rice, Vegetable Curry und grünen Papayasalat mit Fischsauce, eine laotische Spezialität. Dazu 5 dunkle Bier für insgesamt 93000Kip. Zurück durch die Dunkelheit durch die diesmal ruhigere Ladenstrasse. Es ist Freitag, vielleicht gibt es hier auch so was wie ein Wochenende.