Über Volubilis nach Fès
Am nächsten Tag fahren wir über Volubilis und Moulay Idris nach Fès. Volubilis ist die bedeutenste römische Ruinenstätte Marokkos. 1874 nahmen französische Archäologen die ersten Ausgrabungen vor. Besonders schön sind die gut erhaltenen Fussbodenmosaike, die Ruinen des Kapitols, die Basilika und der Triumphbogen des Caracalla. Die Römer wussten zu leben. Am Eingang der Stätte überlässt uns Abdul einem einheimischen Führer. Dieser spricht perfekt deutsch und kann toll erklären. Wir laufen etwa eine Stunde durch die Anlage und es macht Spass zu fotografieren. Leider verschwindet der Hintergrund im Dunst.
Moulay Idris
Nach dem beeindruckenden Volubilis geht es 2,5Km weiter nach Moulay Idris. Hier durfte man als Nichtmuslim bis vor kurzem nicht hin. Moulay Idris ist eine Heilige Stadt. Wer nicht nach Mekka kann, kann ebenso siebenmal nach Moulay Idriss um seine Pflicht zu erfüllen. Wir laufen mit einem Führer durch die Stadt zu einem Aussichtspunkt. Es geht vorbei an verschiedenen Handwerkern. Es gibt viele Schneider. Einer lässt von einer kleinen Maschine 4 verschiedene Fäden verseilen und vernäht diese gleichzeitig in unglaublicher Geschwindigkeit. Dabei sieht die Naht 100% akkurat aus.
In Moulay Idris bekommen wir noch 30 Minuten frei. Elke und ich trinken in einem Cafe am Markt einen Tee und kaufen anschliessend noch 4 Bananen. Danach geht es Richtung Fès, der dritten Königsstadt. An einem Stausee halten wir kurz um uns die Waren an einem Verkaufsstand anzusehen. Leider sind die Granatäpfel noch nicht richtig reif - wäre aber auch eine riesige Sauerei die zu essen. In Fès schauen wir von einem Aussichtspunkt auf die Medina herab.
Fès
Fès ist die älteste der vier Königsstätte und die drittgrösste Stadt Marokkos. Die Altstadt steht seit 1981 als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO. Von der Fläche her handelt es sich um die weltweit größte mittelalterliche Altstadt und sie gilt als Musterbeispiel für eine orientalische Stadt. Fès besteht aus 2 Altstadtteilen. Fes-El-Bali aus dem 9.Jh wird von einer Mauer umschlossen. Ausserdem wurden auf Hügeln später 2 Zitadellen dazugebaut, die Nord- und die Südburg. Im Mittelalter wurde dann die Neustadt Fes-El-Djedid gegründet. Hier gibt es den Königspalast und das Jüdische Viertel. In der Altstadt bieten sich einige Führer an. Abdul entscheidet sich für Mohamed, der immer hinter uns läuft, damit niemand abhanden kommt. Das ist auch mehr als nötig. Die Gassen sind teils sehr eng und der Betrieb mörderisch. Manchmal geht es weder vor noch zurück. Es ist schon sehr interessant aber auch stressig. Das Fotografieren ist hier allerdings wesentlich stressfreier als in den Städten zuvor.
Hier könnte man tagelang fotografieren. Jeder Berufszweig hat ein eigenes Viertel im Souk. Besonders bunt geht es bei den Schneidern und Schneidereibedarf zu. Hunderte von Garnrollen in schreienden Farben sind kunstvoll drappiert, so als wären sie nur für die Fotografen da. Im Gerberviertel schauen wir in einem Geschäft von oben den Arbeiten zu. Am Eingang bekommt jeder einen Zweig Pfefferminze. Der Gestank ist zwar nicht so schlimm wie ich mir das vorgestellt habe, aber hie und da mal am Sträusschen Pfefferminz gerochen ist auch nicht schlecht. Mittags gibt es wie fast immer ein im vorbeilaufen gekauftes Brot für 1DH und ein schnelles Getränk. Aber spassig ist es irgendwie schon. Wir besuchen noch eine Weberei und eine Karawanserei. In der Altstadt liegt auch eine wunderschöne Medersa. Die Medersa Bou Inanina wurde im 14.Jh erbaut.
Medersa Bou Inanina
Abdul führt uns dann noch zu einem Geschäft in dem die Türklopfer des Königspalastes gemacht wurden. Dort sehen wir einen Mann, der freihändig ornamentale Muster in eine Scheibe aus Messing schlägt, die einmal eine Schale werden soll. Das ist einfach unglaublich wie er das ohne Muster schön gleichmässig macht. Er erklärt uns, dass er das auch nur wenige Stunden am Tag machen kann, weil es sehr anstrengend für die Augen ist.
Fès ist auch für seine Keramiken bekannt. Also fährt uns Ali in eine Fabrik in der uns die verschiedenen Arbeitsschritte erklärt werden. Zufällig gibt es dort auch einen Laden in dem man einkaufen kann. Interessant ist es aber schon wie die Mosaiken entstehen oder wie die Gebrauchsgegenstände mit Hand bemalt werden.
Königspalast
Weil es immer noch etwas zu bestaunen gibt fahren wir jetzt zum Königspalast mit den 7 Toren und ins Judenviertel. Der Königspalast ist natürlich nur von aussen zu besichtigen, schliesslich ist er noch bewohnt. Hier sehen wir auch die erwähnten Türklopfer. Wir laufen weiter bis zum Bab Boujeloud. Das ist ein Tor, das auf der einen Seite mit blauen und auf der anderen Seite mit grünen Fayencen verziert ist. Auch hier laufen wir wieder durch den Markt bevor wir endlich ins Hotel fahren. Das war ein langer und anstrengender Tag. Dieses extrem langsame Laufen ist schlimmer als 20Km Fussmarsch. Zu allem Überfluss gibt es im Hotel auch noch eine Disco mit plärrender Musik - Marokkaner lieben es laut.